stöckerselig

WENN HIER EIN MINENFELD WÄRE
18. März 2017 – 29. April 2017

„...und ich in der Ferne das Meer hören könnte...“ Annette Stöcker und Christian Selig haben für diese Installation Teppiche gesucht, die eine persönliche Geschichte erzählen – es sind gebrauchte Teppiche aus privatem Besitz. Jedes Stück hat seine eigene Geschichte, beginnend im Ursprungsland mit den jeweiligen Traditionen bis hierher, wo Orientteppiche lange für Wohlstand und Kultiviertheit galten. Ihre romantische Unschuld haben diese Teppiche unterdessen abgelegt. Dem Betrachter offenbart sich ein Minenfeld politischer und gesellschaftlicher Fragen, denen sich heutzutage niemand mehr entziehen kann.

Die natürlichen Bedingungen in den asiatischen Steppen, wie das trockene, windige, manchmal raue Klima, bedingten einen leichten und transportablen Schutz für den Boden. Wolle war genügend vorhanden uns so entstand der Teppich auf der Grundlage der Nomadenkultur. Der älteste Teppich ist über 2500 Jahre alt. Aus der Steppe fand der Teppich schliesslich Eingang in die persischen Königshöfe, welche diese Handwerkskunst kultivierten, verfeinerten und den Teppich zum Prestigeobjekt emporhoben. Ein handgeknüpfter Teppich ist immer ein Unikat und jeder Teppich spiegelt seinen Herkunftsort sowie seinen Besitzer. Im 19. Jahrhundert entdeckten auch die Europäer den Orientteppich und übernahmen ihn in ihre Wohnkultur. Durch die maschinelle Herstellung wurde er schliesslich zum alltäglichen, für jedermann erschwinglichen, Einrichtungsgegenstand.

Einen Teppich zurückzulassen, bedeutet einen wesentlichen Teil seines sicheren Heims aufzugeben. stöckerselig spielen in dieser Installation sehr bewusst auf die aktuelle Migrationsbewegung an. Der Teppich in der guten, alten Stube als Objekt der Sehnsucht, des Fernwehs, des Abenteuers verkommt heute zum Stolperstein einer fragwürdigen Weltanschauung. Und das Meer als Ferienziel entpuppt sich im besten Fall als Kloake verfehlter Umweltpolitik, im schlimmsten Fall als Todesfalle ertrunkener Bootsflüchtlinge. Der moderne Sündenfall des reichen Westens hat den Durchschnittsbürger im Alltag erreicht und unser Wohlstand seine Unschuld somit endgültig verloren.

Für welche Lesart sich der Betrachter entscheidet, haben stöckerselig ganz bewusst offengelassen. Die Referenzen sind vielfältig, angefangen bei der Kaligraphie, der Handwerkskunst, der Handelsware, der Symbolik bis hin zur angedeuteten Lyrik im Titel der Arbeit. Dieser offene Zustand erlaubt es dem Betrachter das Werk zu personalisieren, zu transformieren und es schliesslich anzunehmen.

Annette Stöcker und Christian Selig leben und arbeiten in Basel und Zürich. Gemeinsamer Auftritt als stöckerselig seit 1987. In ihren Arbeiten thematisieren sie oft gesellschaftspolitische Ereignisse ohne dabei eine Auslegung vorzugeben. Zahlreiche Ausstellungen im In- und Ausland, zuletzt an der Werkschau 16 Thurgau, Fabric Culture, Hegenheim, F, Kunstmuseum Thurgau, Ittingen und Kunsthalle Basel. Ausstellungsdauer

Ausstellungsdauer

18. März – 29. April 2017

Eröffnung:
Samstag, 18. März 2017, 15–20 Uhr

15 Uhr
Eröffnung Ausstellungen

16 Uhr
Begrüssung
Haussuppe
Bürli von Bäcker Bisegger

18 Uhr
Führung durch die Ausstellungen

Sonntag, 19. März 2017, 11–16 Uhr

Langes OsterWochenende:
Samstag, 15. April 2017, 11–21 Uhr
Sonntag, 16. April 2017, 11–16 Uhr

Öffnungszeiten:
Mi, Do, Fr 14–18 Uhr
Sa 11–16 Uhr
und nach Vereinbarung