Othmar Eder

BERGZEIT
3. März 2007 – 21. April 2007

WIDMER+THEODORIDIS contemporary freut sich mit Othmar Eder die Saison 07 zu eröffnen. Othmar Eder wird den Hauptraum der Galerie sowie den Projektraum ‚Ehegraben’ mit seinen Werken bespielen. Gezeigt wird eine Auswahl von Positionen in Graphit, Tusche, Eitempera und Pigmenten.

Mit ‚BergZeit’, dem Titel dieser Ausstellung, topologisiert Eder einerseits den Ursprung der meisten Motive, lässt aber eine zeitliche Determinierung dieses Raumes nur schwer zu. Berge haben eine grosse, aber auch langsame Zeitlichkeit und tragen Spuren auf und unter ihrer Oberfläche. In diesen zahlreichen, manchmal tiefen Schichten lässt sich Erdgeschichte ablesen und betrachten. Eder referenziert sich in in vieler Hinsicht darauf.
 
Gleich einem Schnitt löst er das Geschehen aus der Zeit und beendet die Zeitlichkeit seiner Objekte. Die Fotografien und Fundgegenstände, die Eder von seinen Wanderungen und Streifzügen mitnimmt, bilden die Grundlage für seine Zeichnungen und Bildobjekte. In langsamen und mehr-
schichtigen Arbeitsprozessen fügt Eder diese Momentaufnahmen wieder zusammen, Schicht für Schicht belichtet er so die Bildträger mit hartem Bleistift, Kohlepapier, Eitempera und Pigmenten. Strich für Strich, Linie für Linie, mit Pausen, mit Bewegungen des Abstandnehmens und Nähertretens, arbeitet sich Eder Zentimeter für Zentimeter vor bis das Bild seinem fotografischen Augenblick entspricht.
 

Fundgegenstände, Vintage-Fotografien, Kartonbuchdeckel, gebrauchte oder nicht mehr gebrauchte Arbeitsgegenstände fängt Eder ein und entnimmt sie dem Augenblick. In mehrschichtigen Arbeitsprozessen konserviert er sie und bewahrt sie vor Auflösung und Vergessen. Dass es sich dabei nicht um ‚natures mortes’ handelt, sondern um lebendige Erinnerungen beweist Eder indem er die gleichen Objekte auch als Graphitzeichnung und als Holzschnitt in verschiedenen Formen an die Oberfläche schwemmt. Diese mehrschichtige, mehrfache Verwendung zieht sich inhaltlich wie auch technisch durch sein ganzes Werk. In den monochromen Gemälden trägt Eder bis zu sechzig Mal die Farbpigmente auf. Fotografisch genau in der Empfindung, zirkulär wie durch eine Fotolinse eingefangen, führen sie den Betrachter auf eine emotionale Zeitreise – ein Blau, das Farberinnerungen an Gletscherwasser weckt, ein Rot, das die Sommerhitze hervorruft.

Bilder von verlassenen Freizeiträumen, gestrandete Zivilisationsspuren und ver-blassende Familienbilder fixiert Eder so für die Ewigkeit: Durchtrenntes Leben, unberührbar für den Betrachter, öffnet sich in ruhigen und tiefen Bildern.

Zur Eröffnung spricht Mag. Johanna Aufreiter, Kunsthistorikerin, A-Graz