Bildstein|Glatz

72 SHOTS
2. Juni 2006 – 8. Juli 2006

BILDSTEIN|GLATZ ist ein junges Künstlerduo, das über die Landesgrenzen hinweg in einer dynamischen Kooperation tätig ist. Matthias Bildstein lebt und arbeitet in Wien, Philippe Glatz in Winterthur und Zürich. Beide sind künstlerisch in verschiedenen Kunstbereichen selbständig tätig, finden aber seit 2002 für gemeinsame Aktionen zusammen.

Die in dieser Ausstellung vorgestellten Werke stammen aus der letztjährigen Aktion ‚72 Shots’, die am 16. Juni 2005 in Dornbirn, Österreich stattfand. Dabei ist es BILDSTEIN|GLATZ auf spielerische Weise gelungen ein unerwartet frisches Werk mit Referenzen an Konzeptkunst und interaktive Performance zu schaffen. 

Die ‚72 Shots‘ lassen Künstler und Publikum die Rollen und die Perspektiven wechseln und konstruieren so ein neues Verhältnis zwischen Identität und Ausblick, zwischen Lebenswelt und Bildern. Johannes Stahl, Kunsthistoriker, Köln, 2006 

Willkürlich gewählt war der Name ‚72 Shots‘ für diese Aktion, und auf den Einladungskarten nur schwer leserlich, denn die Schrift war schwarz auf schwarzem Hintergrund. Nur bedingt aussagekräftiger war der Vermerk: „Matthias Bildstein und Philippe Glatz entführen die Besucher zu einer besonderen Innenschau“. Was es mit dieser Innenschau auf sich hatte, erlebten die Besucher zwar auf dem anschliessenden Parcours durch Feld, Wiese und Industrie, doch die angekündigte Kunstaktion selbst war für den Besucher vorerst nicht erkennbar. 

Mit schwarzen Taucherbrillen bestückt und von einem Begleiter persönlich geführt, machten sich genau 72 Besucher auf eine Reise, die ihnen mittels taktilen und akkustischen Impulsen zwar neue Innenschauen gewährte, aber keine Rückschlüsse auf diese Aktion zuliess. Am Ende des Parcours wurde die Taucherbrille abgenommen und der Besucher entlassen. Was die abwesenden Künstler in dieser Zeit taten, sah und erfuhr niemand. Die Aktion war vorläufig beendet.
 

Wie man Besucher etwas völlig Unerwartetes erleben lässt und sie dabei ungefragt zu Komplizen eines künstlerischen Prozesses macht. Helmut Wiener 

Dass ein solch doppelter Blindflug auch zu einer Kollision führen kann, bezeugt das Foto mit Besucher Nr. 72. Dieser kam verspätet auf den Parcours und überraschte ungewollt die beiden Künstler beim Abbau der Installation. Er fotografierte als einziger Besucher sich selbst. Die anderen 71 Besucher nahmen unbewusst die Rolle des auslösenden Fotografen ein und wurden damit in die Performance eingebaut. Die ganze Aktion dauerte rund drei Stunden, begann am späteren Nachmittag und endete im Abendrot. Es entstanden wie erhofft 72 Bilder und es ist ein absoluter Zufall, dass genau 72 Besucher an der Aktion ‚72 Shots‘ teilnahmen.  

Bei WIDMER+THEODORIDIS contemporary werden aus dieser interaktiven Performance ein Video, Multiple-Bilder, eine Edition und ein Katalog gezeigt. Und wie zu erwarten ist, werden BILDSTEIN|GLATZ auch am 1. Juni an der Vernissage eine Kunstaktion einbauen und die Besucher für ihre Zwecke einspannen. Der Video dieser Aktion wird anschliessend im Ehegraben präsentiert.