Das Arbeiten, ja Schreiben mit Licht – Fotografie – ist das umfassendste Medium, Informationen bildlich zu speichern und zu vermitteln. Ihre Anwendung reicht von der Amateurfotografie, der Reportage bis zur ihrer Anwendung in verschiedenen Bereichen der Technik, Wirtschaft und Wissenschaft. Im Grunde aber kann das dokumentierende und informierende Medium Fotografie von der (subjektiven) bildschaffenden Fotografie unterschieden werden – in Anerkennung der Tatsache, dass jede Bilderzeugung subjektiv bestimmt und intentional ist, also “konstruktiv” aus einem Rohmaterial "Wirklichkeit" eine "Bildwirklichkeit" herstellt. Jedes Bild dokumentiert somit die persönliche Inbesitznahme von Realität – im Besonderen bei Simone Kappeler: "Meine Vision von Fotografie ist nicht, ein eins-zu-eins Bild der Wirklichkeit zu machen, sondern ein bisschen davon abzurücken, um so das Sehen neu zu ermöglichen. Es geht darum, etwas festzuhalten und dem Strom der Zeit zu entreissen."
Charakteristisch für ihr Schaffen sind Kameras unterschiedlichster Qualität in Kombination mit unterschiedlichstem Filmmaterial. In ihrer Bildsprache spannt sie einen grossen Bogen von dokumentarischen Schwarzweissfotografien bis hin zu malerischen, teils abstrakten Farbfilmaufnahmen. Was Kappeler einfängt sind Momente von berührender Schönheit, die sich an der Grenze der realen Welt befinden – Momente voller Zauber und Magie. Ihr technisch heterogenes Werk wirkt als Ganzes in sich geschlossen, ja gar zeitlos und unterstreicht ihr Bestreben "die Ewigkeit" einzufangen.
Ihre neueste Werkgruppe besteht aus Cyanotypien, die sie letzten Sommer in Südfrankreich entwickelt hat. Dieser photochemische Blaudruck zählt zu den historisch ältesten fotografischen Techniken und liefert ausgesprochen intensiv blaue Bilder. Simone Kappeler beschäftigt sich seit längerem schon mit dieser Technik und verfügt über ein ausgesprochen hohes Mass an handwerklichem Geschick. Es gilt das richtige Verhältnis von Belichtungszeit, Sonnenstand, Lichtintensität und lichtempfindlicher Schicht zu ermitteln, damit ein gutes Bild entsteht. Dafür gibt es keine elektronischen Hilfsmittel – da hilft nur Erfahrung und Können.
Simone Kappeler lebt und arbeitet in Frauenfeld. Sie studierte Germanistik und Kunstgeschichte an der Universität Zürich, danach absolvierte sie die Fachklasse für Fotografie an der Schule für Gestaltung in Zürich. Kappelers Arbeiten werden international präsentiert und befinden sich in verschiedenen öffentlichen und privaten Sammlungen. Zahlreiche Publikationen wurden veröffentlicht.