Monumentalskulpturen sind nie zweckfrei. Soviel Material, Arbeit und Geld muss auch noch für andere Zwecke herhalten – für die Kunst alleine kann es nicht sein. Ob es sich nun um das Koloss von Rhodos, die Freiheitsstatue in New York oder den Molecule Man in Berlin handelt, spielt nur geringfügig eine andere Rolle. ‘Gross’ korreliert fast immer mit ‘Macht’. Und irgendwie so muss es die Dogge Idda geschafft haben, bei Anita Zimmermann mächtig Eindruck gemacht zu haben.
In den 1950er Jahren bedrohte der geplante Bau des Assuan-Hochdammes den Tempel Ramses’ II in Abu Simbel. Unter der Ägide der UNESCO gelang es 1963 den Tempel zu retten. Dabei wurde er in über 1000 Steinblöcke zerlegt und über dem Wasserspiegel wieder zusammengesetzt. Die Schnitte sind bis heute äusserlich sichtbar. So in etwa wurde auch ‘Idda’ für den Transport von Trogen nach Eschlikon vorbereitet und wieder zusammengesetzt. Wenngleich sich die Komplexität des Unterfangens und die Bedeutung für die Menschheit unterscheidet, in ihrer Symbolkraft ähneln sich die beiden Monumente dann doch. Denn ‘Idda’ lässt niemanden kalt. Dafür sorgt schon allein die Materialwahl. Für Anita Zimmermann war es wichtig, dass das Material für die Skulptur ihren zeichnerischen Anforderungen entsprechen musste. Denn für sie bedeutet Zeichnen, spontan, impulsiv, intuitiv zu sein. Stein kam dabei nicht in Frage: zu schwer, zu langsam, zu ernst und zu fest für die Ewigkeit gedacht. Es musste etwas Leichtes sein. Styropor, fand Anita Zimmermann, bricht alle gängigen Erwartungen an eine Monumentalskulptur und entspricht gleichzeitig ihrer Auffassung von Zeichnen.
Spielerisch leicht kommen auch die zarten Risographien daher. ‘Doggen’, so der Titel der Serie, sind keine Hunde, sondern erinnern mit ihren sinnlichen Formen eher an Quallen oder gar Flaschen. Dass Anita Zimmermann bei der Titelwahl für Verwirrung sorgen könnte, scheint sie nicht zu bekümmern: wer will darf die Risographien auch ‘Baben’ nennen. Das macht aber auch nicht mehr Sinn, als sie ‘Doggen’ zu nennen.
Anita Zimmermann lebt und arbeitet in St. Gallen. Als Kulturvermittlerin hat sie den Projektraum Exex, das Ausstellungsforum *5ünfstern und die Plattform Hiltibold mitbegründet. 1993 und 2015 erhielt sie von der Stadt St.Gallen einen Anerkennungspreis, 2006 einen Werkbeitrag des Kantons St.Gallen, 2017 einen Werkbeitrag der Stadt St. Gallen. 2011 realisierte sie die Brunnenskulptur für das Bundesverwaltungsgericht in St. Gallen. Als Leila Bock rief sie 2015 in St. Gallen den Geilen Block ins Leben. Dieses Ausstellungsformat mit über 30 Künstlern fand 2017 in Trogen AR zum zweiten Mal statt.