Andreas Fux

FÄHRTEN
24. April 2014 – 4. Mai 2014

widmertheodoridis ist zu Gast in der Photobastei Zürich und präsentiert den Berliner Fotografen Andreas Fux. Die Ausstellung ‘Fährten’ zeigt einen Querschnitt über sein dreissigjähriges Schaffen.

Im Herzen des Finanzplatzes von Zürich steht das erste Hochhaus Zürichs, genannt Hochhaus zur Bastei. Es ist ein Musterbau der 50er-Jahre-Architektur. Für acht Monate wird es zu einem Bollwerk der Fotografie, zur Photobastei:

Photobastei
Bärengasse 29
8001 Zürich

1984 zog er los. Nach Berlin, Ost-Berlin. Und legte damit die erste Fährte. Er streunte durch die Strassen und Hinterhöfe, traf sich mit Gleichgesinnten, hielt Ausschau und fotografierte. Was er festhielt sind keine dokumentarischen Fotografien, sondern stille, manchmal melancholische Bilder von Menschen abseits eines DDR-Alltags. Menschen auf der Suche nach einer anderen Welt. ‘Fährten’ zeigt nicht nur die Wege die Fux gegangen ist, sondern handelt dabei auch von seinen Begegnungen an diesen Orten – und seinen Weggefährten.

Auf der Spurensuche von Fux steht der Mensch im Zentrum seiner Kamera. Er fotografiert sie und sie blicken ihm dabei direkt in die Kamera. Ihre körperlichen oder seelischen Verletzungen sind Merk- und Mahnmal ihrer Abgrenzung von der gesellschaftlichen Mitte. Ihre selbstgenähten Kleider weisen sie als Grenzgänger aus. Jeder Schnitt in den Stoff oder Stich durch die Haut ist ein Schritt weg von der propagierten Normalität. Dabei geht es Fux nicht um den Akt oder die Dokumentation dieser sogenannten Subkultur, er sucht das Innere, das Motiv dieser Menschen. Was treibt diese Menschen an, sich aus der wohligen Gemeinschaft in eine exponierte Kleingruppe zu bewegen?

Für die Serie der Horizonte reiste Fux Anfangs September 2001 auf einem ukrainischen Segelschulungsschiff durch die Nordsee. Weitab von Telefon und TV zelebrierte er in täglichen Aufnahmen die Schönheit des Horizontes im Wechselspiel von Meer, Wolken und Licht. Als er zurückkam war die Welt eine Andere. 9/11 hatte das Gefüge verändert. Aber weder Fux noch die Horizonte hatten das mitbekommen. Und so strahlen diese Bilder auf diesem Unwissen gründend, eine ruhige, ewige Schönheit aus. James Baldwin sagte: “The big fish eat the little fish and the ocean doesn’t care.“ Der Serie Horizonte stellt Fux Porträts von Männern gegenüber, deren Blick und Augenfarbe diese Weite und Reinheit des Ozeans reflektieren. Eine fast romantisch melancholische Komposition wäre da nicht diese unheimliche Dimension realer Geschichte.

Mit diesem direkten Blick in die Augen seiner Menschen sucht Fux Antworten auf persönliche Schicksale, die auch unser aller Schicksale sind. Was er in Berlin, Moskau oder Kuba ablichtet, sind Reflexionen universeller Abläufe und von Lebenswegen, die sich jenseits der nackten Haut bewegen.