Gruppenausstellung

AUS GUTEM HAUSE
15. November 2014 – 27. Dezember 2014

Erika Babatz
Othmar Eder
Chiara Fiorini
Stefan Gort
Erna Hürzeler
Simone Kappeler
Georgette Maag
Elisabeth Nembrini
Lisa Sartorio
Scanderbeg Sauer
Michael Schnabel
Guido von Stürler
Lars Theuerkauff
Josep Tornero
Werner Widmer
Nadine Wottke

Aus einer Gruppenausstellung wurde eine Trilogie.

widmertheodoridis wünschte sich für die Eröffnung der neuen Räume eine Ausstellung, die das Programm und die Schwerpunkte der Galerie präsentieren sollte. Dass daraus gleich drei so eng verknüpfte Ausstellungen entstanden sind, war Anfangs nicht geplant. 'Aus gutem Stoff', 'Aus gutem Grund' und 'Aus gutem Hause' beleuchten Fragen unserer Existenz: Was bin ich, aus was bin ich gemacht, was ist Macht, Reichtum, Besitz? Woher komme ich? Was bedeutet meine Herkunft? Für den letzten Teil bietet sich nochmals die Gelegenheit, dieses grosse Thema zu entdecken und von einer anderen Seite zu beleuchten.

Den Heustall bespielt Erna Hürzeler. Während eines Jahres hat sie von 88 Frauen Gipsabdrücke geformt, die uns nun einen räumlichen Blick in einen Frauen- und/oder Mutterbauch ermöglichen. Grazilere, festere, rundere, schlankere oder vollere Bäuche und Hüften präsentieren hier eindrücklich die Schaffens- und Verwandlungskraft der Natur. Die Schöpfungskraft des Wassers taucht auch bei Lars Theuerkauff’s neuesten Bildern auf. Ohne Pinsel, aber mit Fingern, Holzstäbchen und anderen Hilfsmitteln bannt er die faszinierende Kraft und Energie des Meeres auf die Leinwand. Aus dem Wasser erschaffen, im Wasser gewachsen und aus Wasser gemacht. Wasser ist das existenziellste Element für den Menschen. Othmar Eder’s stille Kamerafahrt in einer Zisterne akzentuiert, wie lebensnotwendig und kostbar Wasser ist.

Der Mensch braucht ein Zuhause. Ein Haus muss es deshalb nicht sein. Vielfach genügt ganz wenig. Auf Rädern war für viele der VW-Bus aus den 70ern der Inbegriff von Unabhängigkeit und Freiheit. Bei Scanderbeg Sauer bleibt von diesem Zuhause nicht viel übrig. Manchmal können auch Erinnerungen ein Gefühl von Geborgenheit vermitteln. Simone Kappeler’s verletzlich wirkende Polaroids leuchten ein privates Zuhause aus. Und auch Georgette Maag’s Kamera führt an intime, aber sonst unerhebliche Schauplätze heran. Eindrücklich privat Josep Tornero’s Blick auf ruhende Hände. Erika Babatz konzentriert sich auf menschliche Nebenschauplätze: Matratzen, auf denen einst geträumt, geliebt und gelebt wurde, liegen achtlos weggeworfen im Müll. Chiara Fiorini’s textil bearbeitete Fundfotos gleichen denen unserer Grosseltern im Familienalbum. 

Wo denken wir uns zuhause? Wo sind wir intellektuell, kulturell verwurzelt und daheim? Michael Schnabel zeigt gute Häuser bei Nacht. Seine Museumsansichten ausserhalb der Öffnungszeiten offenbaren nicht, was diese guten Häuser besitzen, sondern bescheinen, was für Geheimnisse sie bewahren. ‘The Aestetics of Disappearance’ von Guido von Stürler bezieht sich direkt auf das gleichnamige Buch von Paul Virilio, das in den 80ern das Bewusstsein in Abhängigkeit von Geschwindigkeit beschrieb. Elisabeth Nembrini liess sich von Porträts inspirieren, auf denen Objekte den gesellschaftlichen Rang und Status angeben. Die freigestellte Kappe steht für ‘Ich bin aus gutem Hause’.

Nicht aus gutem Hause ist Werner Widmer’s Installation. Ohne Worte, aber dafür unmissverständlich, signalisiert das rote Licht den Weg zur Lust, Liebe, aber auch zur Sünde. Eine Orgie bringt Lisa Sartorio zum verschwinden: sie spiegelt und vervielfältigt das Bild, bis es sich in einem grafischen Muster auflöst. Nadine Wottke’s Porzellanfiguren wirken zwar auf den ersten Blick frivol, aber das ist nur Fassade. Die offen zu Schau getragene Nacktheit dient vielmehr als Metapher für die nun freigelegte Persönlichkeit. Aus gutem Hause ist das Material, welches Stefan Gort für seine Installation ‘Fliessen’ verwendet hat. Lärchenholz – eines der härtesten und schwersten Nadelnutzhölzern. Aus gutem Grund wurde es auch für die Fassade der Galerie verwendet.