huber.huber

NEHMEN SIE ZWEI MAL PRO TAG ASPIRIN
31. August 2012 – 13. Oktober 2012

WIDMER+THEODORIDIS contemporary freut sich, im Projektraum ‘Ehegraben’ neue Arbeiten von Reto und Markus Huber (huber.huber) zu präsentieren. In ‘Nehmen sie zwei Mal pro Tag Aspirin’ zeigen sie die gleichnamige Installation im Innenhof des Projektraums und Collagen aus der Reihe ‘Prespyterium’.

Der Mensch braucht und benutzt im täglichen Existenzkampf Hilfe und Hilfsmittel, in der Geschichte und Archäologie wird dies gründlich dokumentiert. Im Vergleich zu den anderen Spezies dieses Planeten weist das Sortiment in der Werkzeugkiste der Menschen eine unglaublich raffinierte Tiefe und Breite aus. Während Tiere und Pflanzen als integraler Teil der Natur gelten, setzt sich der Mensch hierarchisch über die Natur. In dieser polaren Konstellation sind die Werkzeuge und Mechanismen denn auch zu verstehen: im Spannungsfeld der ungleichen Kräfteverhältnisse versucht der Mensch die Natur zu bändigen und zu kontrollieren.
 

Der ‘Ehegraben’ ist heute eine Sackgasse. Ein gefangener Innhof mit nur einem Ein-/Ausgang. Die von huber.huber an die Wand gelehnte weisse Leiter reicht bei weitem nicht, um aus dem Innenhof zu gelangen. Die aus Fundholz geschreinerte Leiter sieht zwar nach einem tauglichen Rettungswerkzeug aus, evoziert aber durch die ungenügende Länge nur Hilflosigkeit und Verzweiflung. Wird diese Leiter nun bildlich zum Bild der Ausstellungskarte mit dem grauen Himmel hinzugestellt, verdüstern sich die Aussichten auf Flucht und Rettung umso mehr. In ‘Nehmen sie zwei Mal pro Tag Aspirin’ spielen huber.huber virtuos auf die trügerische Sicherheit verbürgter Lebenshilfen: die Leiter als eines der einfachsten und ältesten Hilfsmitteln und Aspirin, eine der einfachsten und ältesten Industriearzneien. 

In ‘Presbyterium’ potenzieren sich zwei Welten zu einem scheinbar schlagkräfigen Werkzeug. Der Begriff Presbyterium gilt einerseits als Bezeichnung für den Chorraum in einer Kirche, anderseits bedeutet er ‘Rat der Ältesten’. Dieses Leitungsgremium stellt sicher, dass sich die Glaubensangehörigen der Autorität der Bibel und der Souveränität Gottes unterwerfen. In diesen ideellen, wie auch konkreten Raum haben huber.huber Abbildungen von Maschinen montiert. Dort, am Altar, wo sonst der Pfarrer predigt, stehen nun Turbinen und richten sich in ihrer ganzen Grösse vor der Glaubensgemeinschaft auf: im Presbyterium steht der neue Gott. Als Souverän, Autorität und Referenz garantieren diese technischen Maschinen neu die Kontrolle über Natur und Chaos. Das nunmehr unscharfe Werkzeug Religion dient dabei als vertraute Hülle und Plattform für den neuen Retter. Der Fingerzeig auf das goldene Kalb ist unvermeidlich, faszinierend und gewollt irritierend.