Ruth Anderwald+
Leonhard Grond

L'HORIZON BRISÉ
20. März 2010 – 8. Mai 2010

WIDMER+THEODORIDIS contemporary freut sich, das österreichische Künstlerpaar Ruth Anderwald und Leonhard Grond vorzustellen. In ihrer ersten Einzelausstellung in der Schweiz ‘L'horizon brisé’ zeigen sie Fotografien aus der Serie ‘Atlas’. Dafür haben sie verschiedene Personen eingeladen, die Aufgabe des Atlas zu übernehmen und für einen Moment in Pose die Erdkugel zu tragen.

Begleitet werden die Arbeiten in Zürich von ihrem Video ‘KANN YU – den Himmel und die Erde beobachten’.

Begleitet werden die Arbeiten in Zürich von ihrem Video ‘KANN YU – den Himmel und die Erde beobachten’In der griechischen Mythologie wurde Atlas die Strafe auferlegt, den Ouranos (Himmel) von Gaia (Erde) weg zu stemmen, um so die andauernden Vergewaltigungen von Ouranos an Gaia zu verhindern. In der bildenden Kunst wird er, meistens mythologisch nicht korrekt, als Träger der Erdkugel dargestellt.

Anderwald+Grond zeigen in ihrer Serie, wie die angefragten Personen es sich vorstellen die Erde zu halten. Manche tun das mit Leichtigkeit, andere hingegen stemmen angestrengt die Kugel nach oben, die einen legen sich auf den Boden, die anderen bewältigen ihre Aufgabe kniend. Ihre Posen unterscheiden sich je nach Weltbild und persönlicher Anschauung.

Dem Theoretiker Gu Zheng kam beim Betrachten der Atlanten das chinesische Sprichwort ‘Lifting Something Heavy Is Just Like Lifting Something Light' in den Sinn. In seinem Vorwort zum Katalog schreibt er: ‘In dieser fotografischen Arbeit tritt die mythologische Figur des Atlas durch gewöhnliche Menschen der realen Welt hervor. Durch die Bilder von Anderwald+Grond sehen wir, dass jeder auf dieser Welt ein Atlas ist, dass jeder aussichtslos sich für etwas abmüht und, dass jede Existenz auf diesem Planeten und der realen Welt in einem komplexen, nicht einfach zu erklärenden Zusammenhang steht.'

Für die Künstler geht dabei der unmittelbare Kontakt mit der Welt dem objektivierenden Denken voraus. Das Sehen kann nicht allein und abgrenzend vom Körper erforscht werden. Erst die körperliche Erfahrung schafft ein reales individuelles Verhältnis zur uns umgebenden Welt. In ‘L'horizon brisé’ durften die Akteure den Horizont brechen und drehen wie es ihnen passte und gefiel.

Die in Zürich präsentierte Ausstellung reist anschliessend nach Shanghai an das Himalayas Art Museum. Es erscheint eine Publikation.

Ruth Anderwald und Leonhard Grond wurden 1976/1977 in Graz, Österreich geboren, arbeiten seit 1999 zusammen und leben in Wien. Im Juli bis Dezember 2008 waren sie als Artists-in-Residence in der Villa Sträuli, Winterthur eingeladen. Ihre ‘Notizen zu einer Küste' fanden als Fotoserie und Fotoband grosse Beachtung und wurden im Jüdischen Museum, Wien sowie im Herzliya Museum of Contemporary Art, Israel vorgestellt. 2009 zeigten sie im Centre Pompidou, Paris ihre Videoarbeit ‘This Kind of Things - He and Us (Bruce Baillie)'.