Angela Liosi

9 SCENES OF ORDINARY MURDERS
20. März 2010 – 8. Mai 2010

WIDMER+THEODORIDIS contemporary freut sich, im Projektraum ‘Ehegraben’ die Berliner Künstlerin Angela Liosi mit ‘9 scenes of ordinary murders’ zu präsentieren. In ihrer ersten Einzelausstellung in der Schweiz beschäftigt sich Liosi mit dem Festhalten und Durchschreiten von Zuständen des Seins. Gezeigt werden sechs aus einer Serie von neun Setzkasten mit je neun Szenen.

In weissem Kunststoff lässt die Künstlerin auf kleinstem Raum verschiedene Menschen physisch und psychisch ihre Grenzen erforschen und überschreiten. Neun Szenen in denen auf unterschiedliche Weise Menschen vom Leben in den Tod gehen. Die Szenerien erscheinen gänzlich in sauberem Weiss und werden nur durch die auffallend roten Blutspritzer unterbrochen.

Angela Liosi: „Ich interessiere mich vor allem für den kurzen Moment des Übergangs von einem Zustand in den nächsten. Was genau passiert an diesem Grenzpunkt? Ist der Mensch für einen Augenblick in einem Niemandsland, oder gleichzeitig in beiden Zuständen? Wie kann ich diesen Moment festhalten?“ 

Neun Mal hält Liosi die Zeit an – präzise in dem Moment, als das Klavier auf einen Schädel prallt, als ein Opfer mit dem Kopf die Decke durchschlägt, als ein Körper in zwei Teile gerissen wird. Neun Mal, in denen sich für den kurzen Moment zwischen Leben und Tod die Blicke von Opfer und Täter kreuzen, verbinden und dann trennen. Die Szenen wirken wie eingefroren und erlauben dem Besucher gleich einem Voyeur aus naher Distanz und in Ruhe diesen Moment zu betrachten. Wie auf einer Bühne werden Menschen neben- und zueinander plaziert, um dann in den jeweiligen Aggregatszustand ‘Leben’ oder ‘Tod’ zu fallen. In einigen Szenen sind es sogar mehrere Täter oder auch mehrere Betrachter, die stumm die Szene verfolgen. 

Das kleine Format zwingt den Betrachter, genau hinzuschauen. Der voyeuristische Impuls evoziert Neugier, die aus einem archaischen Cocktail von Sadismus, morbiden Fantasien und gesellschaftlich geächteten Aggressionen genährt wird. Die Miniaturbühnen verstärken dabei das Gefühl, wie durch ein Schlüsselloch Zeuge einer unerlaubten, verbotenen Tat zu sein. 

Angela Liosi wurde 1980 in Athen geboren und hat ihre Ausbildung an der ‘Athens School of Fine Arts, Greece’ und ‘Granada School of Fine Arts, Spain’ abgeschlossen. Sie lebt und arbeitet zurzeit in Berlin. Ihre Werke stellt sie seit 2006 in Griechenland und vor allem in Berlin aus. Mit der Gruppenausstellung ‘Earthly Delights’ (Tape Modern no11, Berlin, kuratiert von Anna Erickson) gelang ihr ein gelungener Einstand in Berlin.