Bruno Nagel richtet das Hauptmerk in seiner Arbeit auf die Erfahrung von Sprache und Text im Raum. Nicht gesprochene Sprache, sondern als Text oder Textbausteine im Raum sich erschliessende Bedeutung und Erfahrung.
Erfahrung ist nur in ihrer Sprachlichkeit mitteilbar, ihre Bewegung nur im physikalischen Raum vorstellbar. Doch um die Essenz dieser Erfahrung mitzuteilen, müssten jegliche Hilfsmittel von Sprache und Raum verlassen werden, das heisst ins Paradoxe geführt werden. In diesem schöpferischen Akt entsteht eine neue Sprache und ein neuer Raum. Nagels Installation im ‘Ehegraben’ verweist auf ihre Sprachlichkeit selbst und führt den physikalischen Raum eng an den Sprachraum.
"Hinter dem Raum, so will es scheinen, gibt es nichts mehr, worauf er zurückgeführt werden könnte. Vor ihm gibt es kein Ausweichen zu anderem." Martin Heidegger
Die Eingangsschwelle zum ‘Ehegraben’ setzt einen Punkt. Bedingt durch die physische Enge des Grabens verdichten sich Nagels typografisch exakt ausgearbeiteten Begriffgraffitis zu seriell aufgereihten Wegweisern durch den dunklen Tunnel. Untrennbar ist die Erschreitung des Ganges mit der Gerichtetheit unseres Sehens verbunden. Der Blick rekonstruiert Raum und Entfernung. Das Auge liest die Schrift und öffnet den Blick für das Nichtsichtbare, für das Nichtlesbare.
Im Raum fliessen die Welt des Betrachters und die Installation Nagels zusammen und verbinden sich. Die wie Koordinaten gesetzten vier Worte FETT SALZ ZUCKER SEX definieren den Raum als Medium und Instrument, dessen einzige Funktion die mentale Bewegung und Reise im Raum selbst ist. Je nach Ausgangspunkt entsteht ein anderer innerer Raum. Allen vier Substanzen ist aber eines gemeinsam: Ihr Genuss kann im Körper Endorphine freisetzen, die unser Gehirn stimulieren und uns Glückgefühle schenken.
Im Innenhof, lenken acht massive VierKANTbalken den Blick nach oben: Vertikale Platzhalter der Macht und des Strebens danach. ’The more we know’ visualisiert assoziativ Informations- und dadurch Machtgewinn ohne diesen zu hinterfragen.
An der ’Art KARLSRUHE’ wurde Bruno Nagel 2008 mit einer Sonderschau präsentiert.
Bruno Nagel lebt und arbeitet in Berlin, D