Andreas Marti

PIAGGIO
26. Oktober 2007 – 22. Dezember 2007

Im Projektraum ‘Ehegraben’ freut sich WIDMER+THEODORIDIS contemporary den Zürcher Künstler Andreas Marti zu präsentieren. Gezeigt wird die speziell für den Ehegraben konzipierte Audioinstallation ‘Piaggio’. 

Andreas Marti arbeitet seit diesem Frühling in Genua. Seine Arbeiten wurden mehrfach ausgezeichnet, zuletzt mit dem Atelierstipendium Genua der Stadt Zürich, oder nominiert für die Auswahl 06 des Kunsthauses Aarau und dem Kunstkredit 2006 des Aargauer Kuratoriums. 

Martis Audioinstallation ‘Piaggio’ ist während seines Aufenthalts dieses Jahr in Genua entstanden und greift die Situation in den engen Gassen der Stadt auf. Die städtebauliche Ähnlichkeit mit Zürichs Altstadt erlaubt Marti in ungezwungener Weise seine Eindrücke Genuas im Ehegraben adäquat umzusetzen.

Beim Betreten des Ehegrabens verlässt der Besucher die Hauptgasse und tritt in eine Ruhe und Abgeschiedenheit ein. Die plötzliche Konfrontation mit einem lauten Geräusch verstärkt die Isolation und die Enge im Ehegraben und evoziert eine Irritation. In den engen Gassen Genuas ist der 3-Rad-Piaggio eines der wenigen Motorfahrzeuge, das überall durchkommt. Sein Ton kündigt das Nahen an bevor man ihn noch sieht - jeden Moment kann der Piaggio um die Ecke kurven. Und obwohl im Ehegraben, der für den Piaggio viel zu eng und zu klein ist, eine Durchfahrt unmöglich ist, irritiert und warnt der Ton den Betrachter. Die akustische Präsenz dekonstruiert die Enge im Ehegraben und öffnet einen Raum den es so nicht gibt. 

In Genua wurden die Gassen im Laufe der Zeit immer wieder um- und zugebaut um dann später wieder geöffnet zu werden. Hohlräume befinden sich nicht selten zwischen den Hausteilen und werden vielfach erst bei einer späteren Renovation wieder geöffnet. Diese Präsenz von Räumen, sichtbaren und nicht sichtbaren, von Grenzen und Absenzen, erzielt eine Spannung, die Marti auch in seinen Zeichnungen bewusst aufbaut. 

Dabei geht es nicht um die Täuschung des Betrachters, sondern vielmehr um die Auseinandersetzung mit unserer Wahrnehmung. Was sehen wir? Was hören wir? In ihrer konstruktiven Klarheit und formalen Einfachheit strahlen Martis Zeichnungen und  Installationen eine eigentümliche Selbstverständlichkeit und emotionale Vertrautheit aus. 

Für die Ausstellung im Ehegraben präsentiert Marti nebst der Installation ‘Piaggio’ zwei weitere Arbeiten: Eine Zeichnung mit dem Reifenabdruck des Piaggios, als Multiple, und eine Fotografie (C-Print) mit dem herannahenden Piaggio. Diese Arbeiten und weitere Werke sind in der Galerie erhältlich.

Andreas Marti lebt und arbeitet in Zürich. Er hat seine Ausbildung an der Hochschule für Gestaltung und Kunst in Zürich abgeschlossen.