Sybille Hotz

hausen
25. August 2007 – 13. Oktober 2007

Sybille Hotz haust im Ehegraben!

In ihrer ersten Ausstellung in der Schweiz präsentiert die Berliner Künstlerin Sybille Hotz neue Arbeiten, die sie speziell für und im Ehegraben bei WIDMER+THEODORIDIS contemporary konzipiert hat. Während einer Woche nistet sich die Künstlerin im Ehegraben ein – lebt und schläft dort. Hier greift sie mit Nadel und Faden die Stimmung im Ehegraben auf und bringt sie auf Stoff.

„Es ist die Spur des Fadens, die den Bildern und Objekten von Sybille Hotz sinnstiftende Form und Gestalt verleiht. Aus früheren textilen Arbeiten emanzipiert, erscheinen die überwiegend mit der Hand geschaffenen Nähte nicht mehr nur als Notbehelf und technische Verbindung textiler Stoffe, sondern als das wichtigste bildnerische Gestaltungselement. Hier erfolgt der Strich durch den Stich. Mehr der Zeichnung als der Malerei verwandt, bestimmt die wollene lineare Spur in der grosszügigen Allianz von Stoff und Faden die Dramaturgie des Bildes.“ (Zitat Rita E. Täuber)

In Anlehnung an die globalen Migrationsströme und den verdichteten Anforderungen an Flexibilität in einer sich immer schneller drehenden Arbeitswelt führt uns Hotz im Projektraum Ehegraben ihre Konsequenz als Künstlerin vor. Der moderne/zeitgenössische Künstler arbeitet als moderner Nomade: er reist von Ausstellung zu Ausstellung, stellt seine Zelte für eine kurze Zeit auf, arbeitet vor Ort und stellt dann aus. Diese Arbeitsweise erfordert Flexibilität und schnelles Reagieren auf Situationen und Orte. Der ehemals negativ besetzte Begriff Business-Nomade (in der Bedeutung ‚nirgendwo zuhause’) hat sich im globalen Internet-Zeitalter zu einem neuen Begriff gewandelt: Flexecutives.
 

Flexecutives arbeiten in Projekten, sind mobil, und überall auf der Welt zuhause. Geographische Verwurzelung bedeutet Provinzialität und Bedeutungslosigkeit. Hingegen sind permantes unterwegs sein und ein immer neues (spannendes) Arbeitsumfeld Zeichen von globalem Erfolg und Prosperität. So sind auch diese modernen Nomaden keine randständigen Obdachlosen mehr sondern gehören zur wirtschaftlichen und künstlerischen Elite. Anstatt im Familienverband und mit Tieren reisen sie jedoch alleine und anstatt im Zelt oder Wohnwagen hausen sie in Lofts und Hotels, ausgerüstet mit Laptop, Mobiletelefon und Kreditkarte.

Hotz nimmt ihre Arbeit auf – mit Nadel und Faden. Ein Schlafsack wird maschinell im Näh-Steppverfahren mit verschieden Motiven versehen, die sie an Heimat und Zuhause erinnern. Mit den am Ort vorhandenen Materialien werden notwendige Möbel gebaut.  Eine Regen-Sonne-Dach-Konstruktion aus einer farbigen Bauplane dient als Schutz vor Wetter. Diese Plane bearbeitet sie mit Schere und schneidet Gucklöcher rein, die den Blick zum Himmel erlauben.
 

Der Ehegraben, in dem im Mittelalter Schweine hausten und den Abfall der Stadtbewohner beseitigten, erlaubt so eine neue Begegnung und Annäherung. Sybille Hotz wird von Montag bis Freitag, 20.–24.August 2007, täglich im Ehegraben zu finden sein und kann bei ihrer Arbeit besucht  werden.