Lois Hechenblaikner

SCHNEEPUBLIKUM
7. Oktober 2006 – 11. November 2006

WIDMER+THEODORIDIS contemporary freut sich sehr, die erste Schweizer Einzelausstellung des österreichischen Fotografen Lois Hechenblaikner zu präsentieren. Gezeigt wird eine Auswahl von grossformatigen Arbeiten der  Reihe ‘Schneepublikum‘.

 
Lois Hechenblaikner gilt als kritischer Beobachter der Veränderungen im Alpenraum. Im Alpbachtal (Tirol) geboren und aufgewachsen, wurde er schon früh mit dem Tourismus und der Tourismusindustrie in Tirol konfrontiert. Bereits als junger Mann bereiste ab 1981 jahrelang als Reise- und Dokumentarfotograf verschiedene Länder, vor allem im südostasiatischen Raum.
 

Nach seiner Rückkehr ins Alpbachtal veränderte sich jedoch sein künstlerisches Arbeiten. Die idealisierte, romantische Landschaft, ursprünglich und unberührt, wie in den kraftvollen Bildern von Anselm Adams, existierte nicht mehr. Bedeutende Fotografen, wie der Amerikaner Walker Evans, der seine Fotografien als Bilder im dokumentarischen Stil bezeichnete, oder Robert Adams und Lewis Baltz, die schon früher in ihren Landschaften die zivilisatorischen Veränderungen durch den Menschen aufgegriffen hatten und den Wechsel von der Natur- zur Kulturlandschaft aufzeigten, machten es nachfolgenden Künstlern nun unmöglich diese neuen Sichtweisen auszublenden. In diesem Sinne heftet sich Hechenblaikners Blick auf die moderne Tiroler Kulturlandschaft, hinterfragt und fordert auf, sich kulturell, ökologisch und politisch in Bezug zu setzen.

Als Hechenblaikner 2000 auf das Fotoarchiv des Agraringenieurs Armin Kniely stiess, trat er künstlerisch in einen Dialog, den er bis heute weiterführt. Kniely arbeitete zwischen 1938 und 1969 im Auftrag der Tiroler Landwirtschaftskammer als freier Fotojournalist. Seine Arbeit sollte in objektiver, authentischer Weise das ländliche Tirol in seiner ganzen Komplexität festhalten, dokumentieren und durch seine Tiefe und seinen Umfang eine spätere Typologisierung ermöglichen. Ganz im Sinne dieses ‘Becherischen’ Ansatzes führt Hechenblaikner Kniely’s Arbeit fort und setzt sie in Bezug zu
Zeit und Raum. In ‘Gegenüberstellungen’ ergänzt er die vorhandenen Bilder mit aktuellen, formal identischen Phänomenen: Ein Baum-Wald findet seine Entsprechung in einem Skimasten-Wald, eine schwer mit Heu beladene Bäuerin steht einem Gleitschirmpiloten gegenüber.

Diese kritische Sichtweise gegenüber der Besetzung und Eroberung der Alpenlandschaft durch die städtische Freizeitgesellschaft greift Hechenblaikner auch in ‘Schneepublikum’ auf. Dokumentarisch und zielstrebig führt er den Betrachter in seine Berge und überlässt ihn der Kraft seiner ästhetisch reinen Bilder. Die Story dazu oder dahinter erschliesst sich zwar erst im zweiten Blick, ist aber dann, wie in einem Vexierbild, nicht mehr auszublenden. Dass der Massentourismus auf diese Weise kontrovers nachschwingt und verstört, ist Ziel und Ausgangspunkt seiner Arbeiten.

Die ‘Gegenüberstellungen’ werden ab Oktober 2006 zum ersten Mal in der Schweiz im Kunsthaus Zürich im Rahmen der Gruppenausstellung ‘In den Alpen’ gezeigt. Ein Katalog zu den ‘Gegenüberstellungen’ mit Vorwort von Thomas Weski, Haus der Kunst München, wird in der Galerie aufliegen.