Das Festival Back to Athens hat seit seinen Anfängen die Athener dazu aufgerufen, die Stadt mit seiner einzigartigen Architektur, Geschichte und Kultur einzunehmen und mit Hilfe der Künstler zu gestalten. Die diesjährige Ausgabe von Back to Athens mit dem Titel ‘No apocalypse now, a review’ schlägt eine Rückkehr zu einer sinnbildlichen Interpretation der Stadt Athen vor. Eine Rückkehr zu schlichten, aber dennoch fundamentalen Werten und sozialen Strukturen durch Überarbeitung demokratischer und anderer bedeutender Konzepte von Plato, Aristoteles, Locke, Rousseau bis zu Kant. Nicht mit der Absicht vergangene Referenzsysteme zu übernehmen, sondern mit Blick auf Entwicklung neuer sozialer Vereinbarungen und Gesellschaftsformen.
Georg Georgakopoulos, Fotini Kapiris, Christian Rupp
COMEBACK, eine Gruppenausstellung mit fünf Schweizer Künstlern, ist der kuratorische Beitrag von widmertheodoridis für Back to Athens 9. Besonderes Augenmerk wird dabei auf Künstler gelegt, die subtile Formen der Artikulation menschlichen Versagens und technischer Imperfektion meistern. Der vermessene Traum, die Schöpfung beherrschen zu können, hat die Menschheit schon unzählige Male gezwungen, zu scheitern, umzudenken und sich zu verbessern. Was aber, wenn umdenken bedeuten könnte, sich an schon vorhandenem, vernachlässigtem Wissen zu erinnern?
ckö tummeln sich oft und gerne auf Baumärkten und lassen sich von verschiedenen Materialien inspirieren. ‘Ingrid’, eine Licht- und Toninstallation aus 32 vertikalen Leuchtstoffröhren erhellt den Raum und versucht, sich als Gegenpol der mangelnden Wärme, die dem stetig fortschreitenden Optimierungswahn innewohnt zu behaupten. Unvorhersehbares, Ungewissheit, Mystik und Nebel hängen in der Luft. Das Künstlerkollektiv ckö arbeitet hauptsächlich in den Bereichen Architektur und bewegte Objekte im öffentlichen Raum.
Ursula Palla arbeitet vorwiegend mit dem Medium Video und setzt sich in raumgreifenden Installationen und Objekten mit den Themen Projektion, Wirklichkeit und Konstruktion auseinander. Aus Chromstahl gearbeitete Buchstaben formen den unvollständigen Satz ‘Welcome to the Jungle’ und markieren, hier fängt die Natur, das Natürliche an und endet das, was der Mensch erschaffen hat, das Künstliche. Jeder Buchstabe klassiert und definiert ein intellektuelles Territorium: Wo beginnt Ordnung und wo hört sie auf? Die spiegelnde Oberfläche der Buchstaben lässt sie mit dem Hintergrund eins werden und die Leerstellen hinterfragen die menschliche Ordnung und Autorität.
Die Bildstrecke ‘Chavalon’ von Scanderbeg Sauer dokumentiert beispielhaft, wie Grossprojekte von veränderten ökologischen, ökonomischen und politischen Bedingungen überrollt werden können. Das mit Schweröl beheizte Kraftwerk wurde 1965 erbaut und war bis 1999 in Betrieb. Nach der Stilllegung wurden Pläne ausgearbeitet, an gleicher Stelle ein Gaskraftwerk zu entwickeln. Aufgrund neuer Umweltgesetze und eingereichter Einsprachen befindet sich die Anlage jedoch noch immer im unveränderten Zustand. Mit ihren emblematischen Bildern enthüllen Scanderbeg Sauer die Verletzlichkeit und Endlichkeit dieses einst so vielversprechenden Elektrizitätswerkes.
Ernst Thoma war in den Bereichen der elektronischen Musik, des Sounddesigns und der Multimedia- Anwendung tätig. Vorlage für das Video war das 1852 gemalte, romantische Bild ‘Vierwaldstätterseelandschaft mit Ruine Neuhabsburg bei Gewitterstimmung’ von Robert Zünd. Für die Animation des Filmes wurden viele Details an mehreren windigen Tagen und bei verschiedensten Lichtverhältnissen nachgedreht. Das so entstandene Bildmaterial wurde anschliessend in Schichten auf der digitalen Originalvorlage eingesetzt. Die Epoche der Romantik galt als Abkehr vom Lärm der Industrialisierung und hat auch heute von ihrer Faszination nichts verloren. Damals wie heute bietet die Natur Schutz und Geborgenheit.
Werner Widmers aussergewöhnliche Faszination für Zuckerwürfel hat ihm breite Anerkennung eingebracht. Seine Kompetenz visuelle und taktile Elemente zu verschmelzen wird nur durch die Anzahl an Arbeitsschritten, die für diese Kunstwerke benötigt werden, übertroffen. Seine Vorliebe für grafische, sich wiederholende Motive gründet sich in seiner beruflichen Ausbildung als Designer. In seiner neuen Arbeit ‘Rise of the Empire’ wurden unzählige Zuckerwürfel zu einem jahrtausendealtem Muster von zeitloser Schönheit ausgelegt. Der Mäander, ein orthogonales Ornament, das die vielfachen Windungen eines Flusses beschreibt, steht seit der Antike für Unendlichkeit und Einheit. Und doch zeigt sich in Werner Widmers Werk, wie die Zeit sichtbare Spuren hinterlässt.