Neunte Präsentation:
Dienstag, 15. September 2020, 18 Uhr
Supplement
Für den letzten Teil der Gruppenausstellung wird eine Auswahl von Werken aus der Sammlung von widmertheodoridis präsentiert. Die gezeigten Arbeiten, welche in verschiedenen Techniken und Grössen gefertigt sind, zeigen unterschiedliche Aspekte der Porträtdarstellung und ermöglichen ein nochmaliges Eintauchen in das Thema von ‚The Beauty and the Beast’.
Sammlungen sind immer ein Ausdruck der Weltanschauung der jeweiligen Besitzer. Die ersten Sammlungen stammen aus der Renaissance und wurden von Herrschern, Fürsten und Gelehrten als Wunderkammern ausgestattet: Sammlungsräume in denen kostbare Kunstwerke (Artificialia), seltene Naturalien (Naturalia), wissenschaftliche Instrumente (Scientifica), Objekte aus fremden Welten (Exotica) und wundersame Dinge (Mirabilia) aufbewahrt wurden. Als Sammlung enzyklopädischen Charakters sollte die Kunst- und Wunderkammer ein Abbild der Welt im Kleinen sein und die Stellung des Menschen im Universum verdeutlichen. In ihr widerspiegelte sich nicht nur die Naturphilosophie der Frühen Neuzeit, sondern auch die Wissenskategorien, die dem Verständnis der Welt im 16. und 17. Jahrhundert zugrunde lagen. Dementsprechend zerfallen die Exponate in zwei Kategorien: einerseits die Naturalia, die Schöpfungen Gottes, und andererseits die Artificialia, die Schöpfungen des Menschen. Die Grenze zwischen diesen zwei Gruppen ist insofern fliessend, als die Kunstkammer vor allem zeigen wollte, dass der Mensch mit seiner Kunstfertigkeit die Natur zu veredeln vermag. Genau in diesem Spannungsbogen bewegte sich auch die Reihe von ‘The Beauty (Artificialia) and The Beast (Naturalia)’.
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Achte Präsentation:
Samstag, 15. August 2020, 18 Uhr
Werner Widmer
Die Prämisse von Werner Widmers künstlerischen Arbeiten ist die Zweckentfremdung den Materials, – sei es Fotografie, Zucker oder auch Holz. Die meisten seiner Arbeiten sind begeh- und benutzbar und nach ihrer Ausstellungspräsentation oft nicht mehr existent. „Ich nehme dieses Material und fordere den Besucher auf, es zu zerstören. Das ist ein Gewaltakt – einerseits gegenüber dem Medium (und den jeweiligen persönlichen Verknüpfungen damit) – und natürlich auch gegenüber dem Werk.“ Widmer ist an der Auseinandersetzung mit dem Publikum interessiert, in der Regel sind die Bodenarbeiten so platziert, dass Überlegen oft zu spät ist, da der Betrachter schon darauf steht, ehe er sich versieht.
Bei Zucker schwingt eine weitere wichtige Komponente mit, die des Lebensmittels – darf ein Nahrungsmittel zweckentfremdet, missbraucht und verschwendet werden? Widmer verbraucht hunderte Kilos Zuckerwürfel, die nachher nicht mehr verzehrt werden können. Die Motive für seine Zuckerarbeiten haben ganz unterschiedlich Quellen. Wichtig ist aber ihre Wirkung, die auf verschiedenen Ebenen gelesen werden kann: als Muster, Mosaik, architektonisches Accessoire, oder auch Narrative. Für ‘The Beauty and the Beast’ hat Widmer ein Standfoto aus einer früheren Videoarbeit gewählt. Hier erschliesst sich das Motiv erst durch die Betrachtung aus der Distanz. Die Neugierde auf die Materialität wird so geweckt. Der Name der Arbeit ‘Gib den Affen Zucker’ verweist auf die Entertainment-Industrie, die die Gesellschaft mit immer exotischeren und perverseren Unterhaltungsmethoden ‘bespassen’ muss. Bei der Tatsache, dass Nahrungsmittel verbraucht werden (’Mit Essen spielt man nicht’), greift Widmer die facettenreichen Gegensätze der Konsumgesellschaft auf – die Wertung überl.sst er dem Betrachter.
Dem ‘Beast’ hat Widmer seine neueste Arbeit ‘Me Myself I’ gegenübergestellt . Die Worte sind mit runden Zuckerwürfeln in Brailleschrift auf Spiegel gesetzt. Unlesbar für den gemeinen Besucher, aber taktil erfahrbar. Tritt man näher, erscheint im Spiegel das persönliche Antlitz. Das Selbstporträt im Spiegel, oder neu-deutsch ‘Selfie’, bleibt wiederum für den Blinden visuell unlesbar und es stellt sich unweigerlich die Frage, was Blinde für ein Bild von sich haben. Das Bild-, Ab- und Spiegelbild als Motiv in der Ausstellung greift Fragen der Selbstdarstellung in den Social Media auf. In einer Online-Welt, in der alle und alles makellos erscheinen, angefeuert durch bedienerfreundliche Apps, entfremdet sich das Selbstbild immer weiter von der Realität. Das Sein verkommt zum Schein.
Werner Widmer lebt und arbeitet in Eschlikon. Ausbildung an der Schule für Gestaltung in Zürich und Produkt-/Industriedesign in St. Gallen. Zahlreiche Ausstellungen: Hiltibold St.Gallen, Transformator Kollbrunn, Villa Sutter Münchwilen, Kunstbezirk Stuttgart, Pavillon am Milchhof Berlin, Jetzt Kunst im Max Frisch Bad Zürich, Kunsthalle Wil, Haus zur Glocke Steckborn, Frosch&Portmann New York, Haus zur Glocke Steckborn, Geiler Block, MARS Mailand, Balzer Projects Basel, Dienstgebäude Zürich, Galerie reinart, Neuhausen, Neue Galerie, Innsbruck, The Others Turin.
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Siebte Präsentation:
Mittwoch, 15. Juli 2020, 18 Uhr
Daniel Ammann
Mumienporträts, auch Fayumporträts genannt (nach ihrem Fundort in der ägyptischen Oase Fayum) zählen zu den ältesten, farbigen Tafelbildern der Welt. Sie sind sozusagen die ersten fotorealistischen Porträts und sind in der naturalistischen Darstellung des Verstorbenen eine Kombination aus alltägyptischer Tradition und römischen Elementen. Mumienporträts ersetzten die älteren ägyptischen Mumienmasken mit ihren idealisierten Gesichtszügen. Das Ende ihrer Herstellung wird auf Mitte des 3. Jahrhunderts datiert. Danach sollte es fast tausend Jahre dauern bis wieder das erste autonome Tafelbild mit einem Porträt auftauchte: das Bildnis Johanns des Guten, 1350, heute im Louvre Paris zu sehen. Der Rest ist Kunstgeschichte: da Vinci, Raffael, Tizian, Holbein, Rubens, Rembrandt, Renoir, Klimt, Bacon und Freud, um nur einige der wichtigsten Porträtmaler zu nennen.
Mit dem Aufkommen und zunehmender Perfektionierung der Fotografie im 19. Jahrhundert verliert die Porträtmalerei ihre ursprüngliche Funktion und Bedeutung. Heute werden Porträts in grossem Stil von Fotografen angefertigt. August Sander (+1984) gilt als einer der wichtigsten Porträtfotografen des 20. Jahrhundert. Mit seinem Werk ‘Menschen des 20. Jahrhundert’ schuf er ein epochemachendes Fotoprojekt. Ab 1925 trug er über Jahrzehnte zahllose Porträts von Menschen unterschiedlichster Gesellschaftsschichten und Berufsgruppen zusammen, wobei die Grundeinteilung ‘Der Bauer’, ‘Der Handwerker’,‘Der Künstler’ stets unverändert blieb. Als wegbereitend für viele Generationen von Fotografen gilt Richard Avedon (+ 2004) mit seinen puristischen Porträts von Brigitte Bardot oder Marilyn Monroe vor neutralem Hintergrund. Oder Annie Leibovitz, die mit viel Aufwand inszenierte Fotoporträts von Berühmtheiten, wie dasjenige von Queen Elisabeth von England mit ihren Enkelkindern, ausführte.
Porträtfotografie bedeutet den perfekten Moment zu erwischen. Den Moment in dem der Mensch frei und ungezwungen in die Kamera blickt und authentisch wirkt. Daniel Ammann kann auf eine lange Erfahrung als Fotograf zurückblicken. Seit 1994 arbeitet er als freier Pressefotograf und hat schon zahllose Events und Menschen fotografiert. Die besten Bilder entstehen seiner Meinung nach am Schluss einer Sitzung, dann, wenn das Shooting schon im Kasten ist. Dann fordert er das Model beiläufig auf, etwas in die Hand zu nehmen, eine Grimasse zu schneiden oder einfach sich zu bewegen. In diesem Moment entsteht ‘das Bild’ auf das Daniel Ammann gewartet hat. Unverhofft. Im perfekten Moment.
Daniel Ammann lebt und arbeitet in Herisau. 1997 Abschluss der Ausbildung als Fotograf an der F+F Schule für Gestaltung in Zürich. Anschliessend Tätigkeit als selbstständiger Pressefotograf für die Bildagentur Reuters und diverse schweizerische und ausländische Zeitungen. Daniel Ammann erhielt 1999 den Fuji Swiss Press Award, 2005 und 2007 den Ostschweizer Medienpreis. 2003 erschien ‘Heimat’ im Sabon/Vexer Verlag. 2004 hat er im Eigenverlag das Fotobuch ‘Great Picture Point’ (Südseereportagen) herausgegeben.
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Sechste Präsentation:
Montag, 15. Juni 2020, 18 Uhr
Heike Müller
Die Künstler der Renaissance wie Michelangelo (+1564) oder Leonardo da Vinci (+1519) gelten als die ersten Künstler, die sich von ihren Auftraggebern emanzipierten und sich nicht mehr nur als Handwerker, sondern als Schöpfer, als Kreator einer eigenen Welt verstanden. Mit dem Humanismus, der die Würde und Wertigkeit aller Menschen bekräftigte, verbesserte sich auch der gesellschaftliche Status der Frauen. Künstlerinnen wie Artemisia Gentileschi blieben jedoch die Ausnahmen, denn das Studium des menschlichen Körpers war Frauen weiterhin nicht erlaubt. Bis Künstlerinnen Zugang zu einer gleichwertigen, professionellen Ausbildung an den Kunstakademien erhalten sollten, brauchte es die Moderne und das Ende des 2. Weltkrieges. Frauen wie Alice Neel (+1984) mit ihrer Porträtmalerei sowie Elaine de Kooning, die mit männlichen Modellen in den 1950er Jahren Erfolg hatte, zählen im 20. Jahrhundert dabei als wegbereitend für die Karrieren zahlreicher Künstlerinnen.
Ausgangspunkt für Heike Müllers aktuelle Serie von Porträts war der Fund einer Schachtel mit altem Fotopapier worauf sie Menschen aus ihrem persönlichen Umfeld belichtete. Die neuen Abzüge, im Vintage Look, wurden alten Fundfotos gegenüber gestellt. Die Ausstrahlung dieser ihr unbekannten Personen auf den Fotos animierte Heike Müller, Männer im Studio zu malen. Ihre ‘Musen’ sollten schön sein. Fasziniert von Form und Ausdruck zeigt sie nun in zahlreichen Porträts Männer beim Lesen, Liegen, Nachdenken, Ruhen – meist in weissen Hemden. Das Licht ist kräftig und die Gesichter sind sorgfältig ausgearbeitet: private Momente mit, in den Augen der Künstlerin, schönen Männern.
Schönheit! Zwar zählt Schönheit nach wie vor zu den Erwartungen, die man an die Kunst richtet, aber sie lassen sich nicht darauf reduzieren. Die Erkenntnismöglichkeiten durch die Sinne wurden schon von Alexander G. Baumgarten im 18. Jahrhundert beschrieben: Das Kunstschöne überbietet das Naturschöne, die Natur hört auf, unerreichtes Vorbild zu sein, nun geben die Kunst und die an ihre erlernten Sehweisen überhaupt erst den Blick auf die Natur frei. Die schöne “Landschaft”, der “schöne Mensch” ist eine Erfindung der Malerei – in der Natur gibt es nur Wälder, Wiesen, Äcker, Bäume, Berge und Körper. Zu einem Ensemble, das wir in seiner Gesamtheit als stimmig und schön empfinden, wird die Natur erst für einen ästhetisch geschulten Blick.
Heike Müller lebt und arbeitet in Basel. 1993 Malfachklasse Gerrit Rietveld Akademie, Amsterdam und 1995 Abschluss an der Hochschule für Gestaltung und Kunst in Basel. 2017 erhielt sie den Förderpreis der Esther Matossi Stiftung. Müllers Arbeiten werden im In- und Ausland präsentiert und sind in zahlreichen Sammlungen vertreten, so im Kunstmuseum Thurgau.
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Fünfte Präsentation:
Sonntag, 15. März 2020, 18 Uhr
Almira Medaric
Als 1463 die Osmanen unter Sultan Mehmet II. das Gebiet Bosnien erobern, beginnt eine düstere Zeit – für die katholischen Dörfer eine 400-jährige Leidensgeschichte. Die Eroberer begannen schnell, bei ihren neuen Untertanen den ‚Knabenzins' zu erheben – eine Form von Steuer, bei der männliche Kinder und Jugendliche aus ihren Familien verschleppt und in speziellen Kasernen des Sultans zu Muslimen und Kämpfern gedrillt wurden.
Den katholischen Christenmädchen drohte dagegen ein Leben als ‚Haremsdame'. Wurde ein Mädchen entführt, war es gezwungen, im Harem den anderen Frauen zu dienen oder dem Sultan für das Gebären seiner Nachfolger zur Verfügung zu stehen. Es seien diese Entführungen gewesen, die die ersten jungen Frauen zur Nadel greifen liessen. Sie stachen sich die Zeichen auf Stirn, Brust, Rücken und Hände – als spirituellen Schutz und um sich im Fall einer Entführung an ihre christlichen Werte zu erinnern. Für das Stechen der Tätowierungen wurden eine einfache Nadel und eine Mischung aus Ziegen- oder Muttermilch einer Frau, deren Erstgeborenes männlich war, verwendet. Hinzu kam entweder Ruß, Honig, Spucke oder Kohle. Seit geraumer Zeit gibt es eine sanfte Belebung dieses Rituals unter den jungen Frauen in Bosnien. Sie erinnern sich an ihre Grossmütter und deren Tattoos und wollen so ein Zeichen der Zugehörigkeit und Tradition setzen.
Als letztes Jahr das Kollektiv COSMOS im Kunstmuseum Thurgau halt machte, setzte sich Almira Medaric mit der klösterlichen Umgebung der Kartause lttingen und ihrer bosnischen Herkunft auseinander und entwickelte die Serie 'Krizevi' (Kreuze). Die einfachen ornamentalen Kompositionen wurden von der Künstlerin adaptiert und auf den weiblichen Gesichtern des Kollektivs appliziert und anschliessend fotografiert.
Almira Medaric lebt und arbeitet in Frauenfeld und Yverdon-Les-Bains. Ihre Ausbildung hat sie 2015 mit einem Master in Fine Arts am Institut Kunst der Hochschule für Gestaltung und Kunst, Basel und mit einem Bachelor of Fine Arts an der ECAL, Lausanne abgeschlossen. 2017 wurde sie mit dem Adolf Dietrich Förderpreis ausgezeichnet. Ihre Arbeiten wurden in zahlreichen Ausstellungen präsentiert: Werkschau Thurgau 19, Heimspiel Kunstmuseum St. Gallen, Hiltibold St. Gallen, Hizzez Haut (Visarte Vaud, Lausanne), Space Out (Payerne), Zig Zag (Kunstraum Kreuzlingen), Center of Sound, Margin of Silence (Zagreb, HR), Kunstwege Pontresina. Almira Medaric ist Leiterin der Programmgruppe im Shed Frauenfeld.
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Vierte Präsentation:
Samstag, 15. Februar 2020, 18 Uhr
Anita Zimmermann
Könige tun es. Präsidenten tun es. Und Bischöfe tun es auch: sich porträtieren lassen!
2001 überreichte Lucian Freud Königin Elisabeth II. ein Porträtbild aus seiner Hand. Ein aussergewöhnliches Bild in vieler Hinsicht. Denn es war keine Kommission des Königshauses, sondern ein Geschenk des Künstlers für die königliche Kunstsammlung. Elisabeth II. hatte sich mit Freud auf ein Wagnis eingelassen. Denn eine Schönfärberei war von diesem Maler nicht zu erwarten. ‘Ein äusserst kraftvolles Bild’, war das Statement des Palastes. Ähnlich zurückhaltend war der Kommentar über Francisco de Goya’s Bild als er 1800 die Königsfamilie von Carlos IV. malte. 2018 konnte Kehinde Wiley, ein Shooting-Star der Malerei, das Porträt von Barack Obama ausführen, der sich selber ziemlich erfreut darüber zeigte, wie Wiley die Schönheit, Gnade und Würde von Schwarzen auf eine herrschaftliche Art und Weise darzustellen vermochte. Trotz allen Vorgaben, die ein solcher Auftrag mit sich bringt, gelang es diesen Künstlern und vielen anderen auch, ihre persönliche Ansicht und somit den Zeitgeist mit ins Bild zu bringen.
1995 erhielt Anita Zimmermann vom Bistum St. Gallen den Auftrag, gleich drei Bischöfe zu malen: Joseph Hasler, Othmar Mäder und Ivo Fürer. Überraschend für Anita Zimmermann, aber vielleicht war es auch, weil sie dem bischöflichen Sekretär am überzeugendsten schien: “Ich glaube (!), dass ich die Richtige dafür bin!”. Anita Zimmermann war in jener Zeit schon bekannt für ihre Porträts von St. Galler Persönlichkeiten aus dem aktuellen Tagesgeschehen, die in der Kunsthalle St.Gallen gezeigt wurden. Für die Bischofs-Porträts entschied sie sich, mit Eitempera zu malen – die klassische Technik in der Tafelmalerei. Das Format und der grüne Hintergrund waren vorgegeben – der Rest trägt die Handschrift der einzigartigen Anita Zimmermann.
Anita Zimmermann lebt und arbeitet in St. Gallen. Als Kulturvermittlerin hat sie den Projektraum Exex, das Ausstellungsforum *5ünfstern und die Plattform Hiltibold mitbegründet. Sie wurde mehrfach für ihr Schaffen ausgezeichnet: 2018 Anerkennungspreis der Kulturstiftung des Kantons SG, 1993 und 2015 Anerkennungspreis der Stadt St. Gallen, 2006 Werkbeitrag des Kantons St.Gallen, 2017 Werkbeitrag der Stadt St. Gallen. 2011 realisierte sie die Brunnenskulptur für das Bundesverwaltungsgericht in St. Gallen. Als Leila Bock wirbelt Anita Zimmermann in St. Gallen und rief 2015 in St. Gallen den Geilen Block ins Leben. Dieses Ausstellungsformat wird dieses Jahr zum dritten Mal 2020 mit über 50 Künstlern in Arbon TG fortgesetzt. Aufsehen erregte sie 2018 mit ‘Hock – der Hund von Leila Bock’, einer fünf Meter hohen Styropor-Skulptur, mitten im Klosterviertel von St. Gallen. 2019 gestaltete sie für die Lienhard-Stiftung Degersheim den Kunstkalender.
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Dritte Präsentation:
Mittwoch, 15. Januar 2020, 18 Uhr
Alex Demarmels
New York, Paris, Wales, Zürich, Barcelona, Orlando, München, London. Die Reihe lässt sich beliebig fortsetzen. Es gibt keinen Ort in dieser Welt an dem ‘es’ nicht passiert ist – oder gerade passiert. Es ist Gewalt. Gewalt an anders Denkenden, Gewalt an anders Aussehenden, Gewalt an anders Liebenden. In den An- und Übergriffen auf die körperliche, psychische und soziale Integrität und Würde eines Menschen zeigt sich ein breites Spektrum von Gewalt – oft offen angewendet, aber immer häufiger zeigt sich Gewalt in subtilen und von Dritten manchmal kaum wahrnehmbaren Formen. Und das vielfach auch an Orten, die als vermeintlich sicher gelten, eben auch in aufgeklärten, liberalen Gesellschaften.
In seiner neuesten Serie ‘Hitten Faces’ präsentiert Alex Demarmels exemplarisch eine Auswahl von schwulen Männern, die zur Zielscheibe von Gewalt wurden. Seine Bilder sind Selbstbehauptung und Empowerment, sind Widerstand und Handlung. Die Porträts zeigen Männer, die sich nicht als Opfer sehen, sondern sich selbstbewusst dieser Gewalt entgegensetzen, sich für ihre Lebensweise einsetzen. Für die grossformatigen Arbeiten verwendet Alex Demarmels kräftige Leuchtfarben auf weissem Hintergrund, Pink, Orange, Grün – die gleichen Farben mit denen Texte hervorgehoben werden. Die Bilder setzen sich ab und setzen ein Signal gegen Gewalt an Lesben, Schwulen und Transpersonen*. Hate Crimes, Hate Speech und somit Gewalt an LGBT werden in zahlreichen Ländern strafrechtlich verfolgt. In der Schweiz wird darüber im Februar abgestimmt.
Alex Demarmels lebt und arbeitet in Thalwil. Ausbildung an der Kunstgewerbeschule Zürich, langjährige Mitarbeit im Atelier von Peter Stiefel in Kilchberg, eigenes Grafikbüro. Seit 2009 freier Kunstschaffender mit Schwerpunkt Malerei und zahlreichen Ausstellungen in der Schweiz.
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Zweite Präsentation:
Sonntag, 15. Dezember 2019, 18 Uhr
Elisabeth Nembrini
Für ihre Arbeiten verwendet Elisabeth Nembrini eigene, kunsthistorische oder mediale Bilder: repräsentative Porträts von der Oberschicht mit Tieren wie Hermeline, Papageien oder Einhörner. In einem langsamen Prozess transformiert sie diese Fotografien mittels Perforation, Seitenumkehr oder Positiv/Negativ-Umkehr und entfacht eine unterschwellig ambivalente Stimmung.
Für die Ausstellung ‘The Beauty and the Beast’ hat Elisabeth Nembrini eine Reihe von Bildprojektionen aus der Porträtmalerei mit Hunden entwickelt. Ausgehend von Gustave Courbets Selbstporträts präsentiert Elisabeth Nembrini eine Hellraumprojektion von ‘Courbet au chien noir (Portrait de l’artiste)’. Die langen Haare und das schwarzes Cape zeichnen das Bild eines Bohémes in einer romantischen Landschaft, so wie es zu jener Zeit gerade in England Mode war. Während die aufstrebende Gesellschaft des 18. Jahrhunderts durch die Industrialisierung zunehmend wissenschaftlicher und technischer geprägt wurde, stand bei den Romantikern der Wunsch nach dem Geheimnisvollen und einer mystischen Welt, die das Träumerische und Unerklärliche beinhaltete im Vordergrund. Das Bürgerlich galt als spiessig und wurde verspottet. Es galt sich von dieser Engstirnigkeit klar abzugrenzen. Mit ‘L’origine du monde’ gelang es Courbet diese Haltung Jahre später kontrovers aber erfolgreich zu okkupieren.
Elisabeth Nembrini lebt und arbeitet in St. Gallen. Studium an der Hochschule für Gestaltung und Kunst in Luzern. Ihre Ausstellungstationen: Hiltibold, St. Gallen; White Space, Zürich; Kulturraum S4 Bahnhof, Lichtensteig; The Others, Turin; Geiler Block, Trogen; Werkschau TG 16; Kunstmuseum Thurgau; Kulturraum des Kantons St. Gallen und Kunstzeughaus Rapperswil. Sie erhielt etliche Auszeichnungen und konnte zahlreiche Arbeiten im öffentlichen Raum, wie für das Landwirtschaftliche Zentrum Salez, die St. Galler Kantonalbank Heerbrugg oder die Universität St. Gallen realisieren.
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Erste Präsentation:
Freitag, 15. November 2019, 18 Uhr
Judit Villiger
In ihrer Recherche arbeitet Judit Villiger mit Bildnissen von Personen – Frauen aus der Ostschweiz, die sich gesellschaftlich engagierten und dennoch in der Geschichte unerwähnt blieben (und bleiben). Die von ihr verfremdeten Bilder ordnet sie zu einem Block, setzt sie so in einen neuen Kontext und präsentiert Geschichte aus einer neuen Perspektive.