Die Unvollkommenheit der Lebenszustände scheint das gemeinsames Leitmotiv in Taanila’s Arbeiten zu sein. Bereitwillig hält der Regisseur seinen Blick auf die Geschichte und verarbeitet Aussagen aus Film- und Tonarchiven zu beachtlichen naturwissenschaftlichen und künstlerischen Projekten, die unabhängig von ihrem Ergebnis, Ausdruck einer aufregenden Kreativität sind. In "The Earth Who Fell to Man" sind verschiedene Arbeiten aus dem Schaffen von Mika Taanila zusammengefasst: die gleichnamige Videoinstallation, der Film "My Silence" und "Optical Sound".
Mika Taanila’s Arbeit zeichnet eine Welt, in welcher kunstvolle Äusserungen in schönster Weise zusammenfinden und einen bewundernswert dichten und stimulierenden Aggregatzustand für Entdeckungen hervorbringen. Wie verlockend, in diese Dimension, voller Gedanken, Bildern und Tönen, die gehört und gesehen werden möchten, einzutreten! Eine Dimension aus der körperlich wahrnehmbare Echos und flüchtige Blicke widerhallen und in eine andere Bewusstseinssphäre verweisen. Taanila’s stetig wachsende Zahl von Musikvideos, Dokumentarfilmen und experimentellen Kurzfilmen scheint kein Ende zu haben, seine Werke ergänzen, vertiefen und reflektieren sich gegenseitig in einer solch komplexen Art und Weise, als ob sie sich zu einer Art Schlüssel-Collage des menschlichen Bewusstseins am Anfang des 21. Jahrhunderts formieren würden.
Taanila greift weit in der Geschichte zurück, scheinbar unschuldig und unberührt von vergangenen Epochen, und es gelingt ihm, diesen Ideen und Utopien Leben einzuhauchen. Und während er Gedanken, Bilder und Töne entdeckt, die ständig in Bewegung bleiben, hat sich sein eigenes Werk verselbstständigt und strahlt eine immanente Kraft aus. Dabei nimmt Taanila’s Werk beim Erforschen von zeitgenössischen Phänomenen eine eigene Klasse von Intensität ein: Inmitten des audiovisuellen Chaos, das unaufhörlich eine wegwerfbare Flut von Bildern hervorbringt, laden Taanila’s Filme förmlich zu einer erneuten Betrachtung ein – ihre Wirkung kann nicht in Minuten gemessen werden.
Während er die Welt der Computer und der künstlichen Intelligenz beschreibt, führt Taanila in seinen Filmen einen offensichtlichen Kampf gegen alle mechanischen Dinge. In Optical Sound gründet die Filmmusik einerseits auf dem Lärm von Nadeldruckern, andererseits referenziert sich der Film auf das Gedankengut von Erkki Kurenniemi, einem Pioneer der elektronischen Musik, den Taanila in "The Future Is Not What It Used To Be" porträtierte: "So lange es uns möglich ist, Technologie auf unsere eigene Art und Weise zu verwenden und uns darüber auch lustig machen zu können, solange werden wir uns ihrer Macht nicht unterordnen müssen." (Eero Tammi)
Mika Taanila lebt und arbeitet in Finnland als Filmemacher und bildender Künstler. Seine Arbeiten wurden an international bedeutenden Gruppenausstellungen wie der Aichi Triennale (2013), dOCUMENTA (2012), Shanghai biennale (2006), Berlin Biennale (2004) und letztes Jahr an der Biennale von Venedig im Nordischen Pavillon präsentiert.