Kerksieck arbeitet mit verschiedenen Materialien und Medien, seine Eingriffe und Manipulationen gründen auf dem Versuch, den Betrachter physisch an die Fragestellung heran zu führen. Ausgehend von der Skulptur entwickelt er bei Installationen eine sinnliche Wahrnehmung von Raum und Konzept.
Grelles Licht blendet im Ehegraben den Betrachter und aus dem Innenhof ertönen Hochzeitsklänge. Das Licht am Ende des Tunnels erweist sich als Licht im Tunnel: grell und störend – verstörend. So stellt sich keine Romantik zum festlichen Klang ein. Im Innenhof dann die optische Beruhigung und die Ernüchterung des kleinen, kargen Raumes. Das Ende des Tunnels ist eine Sackgasse.
Auf der Einladungskarte zur Installation ist die Lampe der Hochzeitskutsche von Prinz William und Herzogin Catherine abgebildet. In vieler Hinsicht ein mehrschichtiges und scharfkantiges Symbol: Licht, Prunk, Rang und dann Liebe, Glück, Hoffnung. Für fast eine Milliarde Menschen war an diesem Tag William und Catherine das personifizierte Glück, ihr real gewordener Glaube und ihre Hoffnung, greifbar nahe. Was bewegt die Menschen dazu sich fernab der Realität diesem Traum, dieser Utopie hinzugeben? In der täglichen Auseinandersetzung mit seiner endlichen Existenz erlebt der Mensch seit jeher nicht nur Glücksmomente sondern eben auch Gefühle der Angst, der Bedrohung und der Furcht. Das Streben sich diesen Gefahren zu entziehen, leitet seine Ideen und Handlungen. Vieles bleibt jedoch im Alltag unklar und diffus, ja undurch-scheinbar. Was bewegt die anderen Menschen, wie funktionieren sie, wie funktioniert überhaupt diese Welt? Vieles bleibt im Dunklen und den meisten Menschen somit verborgen. Auf ihrer Suche diesen Wirren des Alltags zu entfliehen, richten sie sich nach dem Licht. Diese Suche nach dem Glück ist eine Utopie, der Weg ans Licht ist nur ein Weg, ein Prozess, der den Schmerz und die Verzweiflung unserer irdischen Existenz nur mildern, aber nicht auflösen kann. Sowie die Kutsche über den Fernsehschirm flimmert und aus unserem Blickfeld verschwindet, so überwindet der Betrachter bei ‘at the end of the tunnel’ nur den grellen Gang um sodann im sanften Licht des Innenhofs dem Wahnwitz seiner Hoffnung zu begegnen. Das Märchen als Hoffnungsträger für die eigene Zukunft hat nur eine kurze Verfallszeit. Albert Camus’ Satz ‘die höchste Form der Hoffnung ist die überwundene Verzweiflung’ scheint dabei wie das nächste Licht am Ende eines Tunnels.
Nicolas Kerksieck lebt und arbeitet in Basel und Zürich. Seine Ausbildung hat er 2007 an der Universität der Künste (UdK), Berlin bei Tony Cragg mit einem Master of Fine Arts abgeschlossen. 2004 hat der den Master Degree in Kunstwissenschaft an der Humboldt Universität Berlin erhalten und studierte danach am College of Fine Arts, Sydney. Seine Arbeiten werden im In- und Ausland gezeigt, unter anderem bei balzerARTprojects Basel, Neuwerk Kunsthalle in Konstanz, Cabaret Voltaire Zürich, Kunstakademie der Künste Wien und Kunstraum Marks Blond Bern. Seit 2011 arbeitet er als Dozent für Raum und Installation an der HGK Basel. Nicolas Kerksieck ist Preisträger des Lothar-Fischer-Preis, Lothar-Fischer-Museum, Neumarkt.