Muholi bezeichnet ihre Arbeitsweise in ‘Faces & Phases’ als ‘Visual Activism’. Mit ‘Face’ meint sie sich selbst, die Fotografin und Aktivistin, die den zahlreichen Lesben aus den Townships gegenübersteht: ‘face to face’.
In Muholis Serie nehmen die Individuen verschiedene Rollen in der lesbischen Community ein. Sie sind Fussballerinnen, Schauspielerinnen, Schülerinnen, Anwältinnen, Tänzerinnen, Filmemacherinnen. Doch in den Medien werden sie meistens bloss als Opfer von Vergewaltigung und Homophobie dargestellt. ‘Phases’ unterstreicht, dass sie mehr sind als Opfer in der Darstellung der Medien. Jedes Gesicht ist eine Geschichte, eine Identität.
In der Serie ‘Being’ verweist Muholi auf das Rollenverständnis in der afrikanischen Kultur, welches die Frau als Mutter und Ehefrau an der Seite eines männlichen Partners sieht. Jede Abweichung davon wird als Angriff und Bedrohung des heterosexuellen Kleinfamilie angesehen und wird dementsprechend scharf geahndet. Homosexualität gilt als unafrikanisch. Lesben, die ihre Identität offen ausleben, werden mittels ‘corrective rape’ (Vergewaltigung als Korrekturmassnahme) ‘geheilt’, damit sie ihre Rolle als Frau, Mutter und Eigentum des Mannes wieder einnehmen können.
‘Faces & Phases’ und ‘Being’ zeigen Geschichten, Kampf und Leben schwarzer Lesben in Südafrika, die trotz ihrer Erfahrungen nicht aufgeben haben.
Zanele Muholi (*1972 in Umlazi, Durban) lebt und arbeitet in Cape Town, Südafrika. Ihre Ausbildung hat sie am Market Photo Workshop in Newtown, Johannesburg und an der Ryerson University, Toronto mit einem Master of Fine Arts abgeschlossen. Sie ist Gründungsmitglied des ‘Forum for the Empowerment’ of Women (FEW), einer Organisation schwarzer Lesben in Gauteng. 2005 hat sie den Tollman Award for the Visual Arts, 2006 den BHP Billiton/Wits University Visual Arts Fellowship und 2009 das Ida Ely Rubin Artist in Residence Stipendium des Masachusetts Institute of Technology (MIT), Boston erhalten. 2010 wurde die Serie ‘Faces & Phases’ an der 29. Biennale von Sao Paolo und 2012 an der Dokumenta 13 in Kassel gezeigt. 2013 erhält sie den Index Award für ihren mutigen und entschlossenen Einsatz für freie Meinungsäusserung.