Yukiko Terada

DÉPAYSEMENT
26. August 2011 – 8. Oktober 2011

WIDMER+THEODORIDIS contemporary freut sich, im Projektraum ‘Ehegraben’ die Berliner Künstlerin Yukiko Terada mit ‘Dépaysement’ zu begrüssen. Diese im Winter 2010 neu entstandene Serie wird in Zürich zum ersten Mal gezeigt. Begleitet wird die Ausstellung von ausgewählten Werken aus der Serie ‘Butterfly’. 

Terada arbeitet mit Stoff. Aus vorgefundenen Kleidungsstücken schält und schneidet sie Stücke heraus, transformiert und komplementiert so das Fundstück in ein eigenes Kunstwerk. Ihre Grundhaltung gründet dabei in ihrer japanischen Herkunft: „Die Gesellschaft in der ich aufwuchs schäumt geradezu über vor Konsum und Überproduktion, doch wenigstens in meiner Arbeit möchte ich mich diesem Strudel entziehen. Aus diesem Grund fing ich an den verstossenen Dingen einen neuen Wert zu geben, indem ich etwas Neues aus ihnen schuf. Ich nähe ohne Verwendung einer Nähmaschine, rein manuell, auf diese Weise verbringe ich viel Zeit mit mir und meiner Arbeit, inmitten der heutigen schnelllebigen Hochleistungsgesellschaft. Auf diese Weise gehe ich jeden Tag aufs Neue an meine Arbeit.“ (Yukiko Terada)

Was auf den ersten Blick nach textilen Kreationen aussieht, muss im skulpturalen Kontext betrachtet werden. Wie ein Bildhauer arbeitet sich Terada an die Objektoberfläche heran und fokussiert sich auf dieses dünne, wichtigste Medium zwischen Körper und Gesellschaft. Mit präzisen Schnitten löst sie kunstvoll filigrane Objekte heraus und erweitert das Kleidungsstück um eine weitere Dimension. Ihre Schnitttechnik verweist einerseits auf die Tradition der japanischen Schwertkunst, anderseits deuten ihre körperhaften Transformationen auf die Falttechnik Origami. Wie aus einem zweidimensionalen Blatt Papier entstehen auch hier dreidimensionale neue Objekte.

In ‘Butterfly’ hat Terada zarte Schmetterlinge aus den Hüten geschnitten. Neu zum Leben erweckt, verweilen sie auf der Hutoberfläche, wie bereit zum wegfliegen. Dass es sich um gefährdete Arten handelt, sieht man ihnen nicht an. Aus dem schwarzen Hut hat sie den in Fukushima vom Aussterben bedrohten Schmetterling heraus gelöst und auf dem braunen Hut sieht man ein Exemplar, welches in der Schweiz bedroht ist. Bei der Handschuh-Serie ‘Dépaysement’ findet die Intervention nicht am Objekt selber statt, sondern Terada komplementiert das einzelne Fundstück durch Hinzufügen eines Spiegels. Das fehlende Gegenstück als Symbol für Abwesenheit und Verlust und den Drang diesen zu kompensieren.

Yukiko Terada hat an der Universität von Osaka Kunst studiert und ihre Ausbildung an der Universität der Künste in Berlin mit einem Bachelor und Master Degree abgeschlossen. Als Austauschstudentin hat sie sich am Central Saint Martins College of Art and Design, London in Fine Arts und 3D-Art weitergebildet. Diverse Einzel- und Gruppenausstellungen in Deutschland, Japan und anderen Ländern, sowie zahlreiche Auszeichnungen und Stipendien wie der St. Leopold Friedenspreis (Österreich) oder der ‘Spezialpreis‘ des Meisterschülerpreis des Präsidenten der UdK Berlin, zeichnen ihren Werdegang aus.

Yukiko Terada (*1975) lebt und arbeitet in Berlin, D