Drei Euro, soviel kostet ein Vogel. Für drei Euro kaufen sich die Römer bei Regen einen Schirm und wenn der Regen vorbei ist, dann wird der billige Schirm entsorgt. Das heisst, er wird mit einem nonchalanten Wurf in die nächste Ecke geworfen und bleibt dort liegen. Kein Wunder also, dass nach einem heftigen Gewitter überall in den Ecken und Strassen Roms diese schwarzen, vogelähnlichen Objekte rumliegen. Während ihres Atelierstipendiums in Rom konnte Grob dieses Phänomen zuhauf beobachten und sich daran amüsieren. Und obwohl sie sich vorgenommen hatte diese weggeworfenen Schirme liegen zu lassen, musste sie dann doch ein paar davon einsammeln.
In ihrem Atelier türmte sie die Schirme zu einem Haufen auf und formierte sie zu einem Vogelschwarm. Genauso fliegen nun auch im Ehegraben diese Schirme wieder davon. Im offenen Hinterhof erheben sie sich, um dann wie freie Vögel in den Himmel zu fliegen. Für ihre Installation hat Grob 70 Schirme gerettet und eingesetzt.
Dass Grob gerade während ihres Atelierstipendiums in Rom diese Arbeit entwickelt hat, kann als Zufall oder als Referenz an die Tradition der Arte Povera betrachtet werden. Gerade in Italien konnte diese in den 60er Jahren entstandene Kunstbewegung Fuss fassen und hat einige namhafte Künstler hervorgebracht. Im Gegensatz zur Popkunst aus Amerika, die in einem prosperierenden Wirtschaftsraum aufblühte, konzentrierten sich die italienischen Arte Povera Künstler auf rohe oder einfache Materialien, welche eine eigene Kraft und Aura auströmten.
Grob lotet in dieser Installation gekonnt das Spektrum des Object trouvé und der Arte Povera in einem neuen sinnlichen Rahmen aus. In der Enge des Ehegrabens erzielt sie mit diesen Schirmen auf eine einfache Art und Weise eine immense physische Präsenz. Der Betrachter wird dabei auf charmante Weise ins Zentrum der Frage nach Erlebnis und Sinn der Kunst gestellt.
Im Gang des Ehegrabens installiert Grob eine Fotostrecke, welche sie mit ihrer Handy-Kamera geschossen hat. In Museen hat sie sich Besuchern genähert und diese anonym fotografiert. Dabei ging es ihr nicht um fotografisch perfekte Bilder, sondern – und das unterstreicht die Art der Präsentation – um das Bild im Bild. Diese an ein 'trompe l'oeil' erinnernden Fototapeten öffnen dem Besucher eine neue Dimension und spielen gekonnt mit der Illusion und der räumlichen Enge.