Sybille Hotz

STICHES
8. November 2008 – 24. Dezember 2008

WIDMER+THEODORIDIS contemporary freut sich zum zweiten Mal die Berliner Künstlerin Sybille Hotz in der Schweiz präsentieren zu dürfen. Ihre neueste Werkgruppe heisst einfach und bezeichnend  ‘Stitches’. 

Auf den 16- und 30-Blatt-Tüchern werden die gestickten Zeichnungen optisch durch gestrichelte Linien voneinander getrennt und können wie ein Buch von links nach rechts, Reihe für Reihe, aber auch diagonal oder vertikal gelesen werden. Dadurch entstehen etwas andere Kombinationen und Assoziationsketten als ursprünglich in den daraus entnommenen Enzyklopädien vorgesehen war. Angelehnt an das Konzept der ersten Kunstsammlungen, die ähnlich einer Wunderkammer die persönlichen Vorlieben aber auch die Weltanschauung ihres Besitzers widerspiegelte, setzt sich Sybille Hotz in ihrer Arbeit über wissenschaftliche Perspektiven und Ordnungen hinweg.

Das Interesse der Künstlerin an medizinischen und technischen Handbüchern wiederholt sich in den Motiven ihrer Arbeiten. Die Werkserien Handgriffe, To Hide and Vanish, Vanishing oder Körperobjekte bestehen hauptsächlich aus Bildern des menschlichen Körpers in einem Zustand von Krankheit oder Verletztheit. Auf den ersten Blick als technische Ansichten von Organen entpuppen sie sich dann eher zu Innenansichten der menschlichen Form. Abstrakte Muster, als Zellstrukturen erkennbar, werden an die Körperoberfläche gebracht und ermöglichen den Blick aufs Innerste.
 

Was den Menschen zusammenhält oder bedroht, wird so nach aussen gekehrt. In Sybille Hotz’ Cut-Outs erscheint die textile Oberfläche als Schnittmuster unserer Existenz, gleich Votiv ähnlichen Bauplänen von Viren, Bakterien, Muskelfasern oder Zellen in den 16- und 30-Blatt-Tüchern. Sybille Hotz betrachtet den Menschen und sein Dasein rein formal und mit ästhetischem Blick. Die losen Wollfäden, die von der Bildoberfläche hängen, verstärken einerseits den Charakter eines Stickmusters, anderseits deuten sie auf das nicht vollkommene und unvollendete Potential, das den Figuren zu Grunde liegt.