Gruppenausstellung

WER NICHT AUF SEINE WEISE DENKT, DENKT ÜBERHAUPT NICHT.
26. Mai 2007 – 7. Juli 2007

CHRISTA BRUNNER
OTHMAR EDER
PETER MICHELS
ANTONIO SANTIN
MANUELITA SAENZ
PHILIPPE SAXER
ALEKSANDR SCHUMOW
FRANZ WASSERMANN
STEFAN THIEL
WERNER WIDMER

 

CHRISTA BRUNNER  
Einfach. ‚Es gibt einfache Abläufe, z.B. etwas ganz einfaches ist das Atmen und der Herzschlag, da müssen wir weder studieren noch uns darum gross kümmern, das funktioniert einfach, aber dahinter ist so eine komplexe komplizierte Maschinerie, die nicht einfach zu verstehen ist... Ein Märchen ist einfach zu erzählen... und die Geschichte ist einfach zu verstehen (Tiere und Feen, Hexen und Zwerge) aber in der Deutung und in der Botschaft eben gar nicht so einfach. Und die Liebe, sie ist so rein und pur und einfach und passiert einfach, sie ist im Bauch, aber dann wird’s kompliziert wenn der Kopf sich dazugesellt, mit all den Wenns und Abers die aufsteigen und wenn sich ein Sandkorn einstreut dann wird’s alles andere als einfach...’ (Zitat Brunner)

OTHMAR EDER 
Wie in einem Gravitationsfeld schwebt das Haus in der Luft. Daneben ein schwarzer Kopf. Eders Fundgegenstände, Fotografien und Erinnerungen beleben seine Werke und drängen immer wieder an die Oberfläche. Wie in anderen Werken vorher, erkennt der Betrachter auch hier schon vorher benutzte Objekte (Haus), die Eder immer wieder von neuem berühren. In ‚Traum’ kombiniert Eder Graphit-Zeichnung mit Holzdruck.

PETER MICHELS
In seinen Arbeiten geht Michels an die Grenzen. Film und Kamera werden strapaziert und bringen dabei Ungewöhnliches hervor. ‚Polychromes’ und ‚Monochromes’ zeigen durch Mehrfachbelichtung erzeugte Körper in ungewohnt brillanten Farben und Perspektiven.  Die sinnlichen Farbeindrücke entstehen dabei durch die geschickte Symbiose von Experiment und geplanter Studioarbeit.

ANTONIO SANTIN 
Das grossformatige Bild stammt aus der Berliner Portrait Serie 2006: Freunde und Verwandte standen dafür Modell. Auf manuel30 sieht man einen Mann, teilweise, im Seitenprofil. Der Werktitel ist nicht der wirkliche Name des Modells, sondern sein User-Name aus dem Chat. Santin arbeitet sich in dieser Reihe ganz ruhig an die Persönlichkeit der Portraitierten. Ohne die Integrität zu verletzen, gelingt es ihm in eindringlicher Weise Nähe und Distanz zu erschaffen. 

MANUELITA SAENZ
Manuelita ist nur eines der Synonyme, welche der Künstler Gustavo Hansson verwendet. Manuelita tritt als Metapher einer Vorkämpferin für die politische, kulturelle und soziale Einswerdung Lateinamerikas und vereint dreifach die Rolle als Frau, Asylantin und Plagiatorin in der postkolonialen Unterwerfung. Hansson beschäftigt sich in seinen Arbeiten mittels verschiedener Identitäten mit Transformationen in Wissenschaft, Kunst und Mythologie. In ‚Geschmacksverstärker’ spielt Manuelita mit visuellen Effekten aus der Werbung und führt den Betrachter in die Irre.

PHILIPPE SAXER
Zeichner, Maler, Kunstglaser – ist ein Künstler. Seine feinnervigen Zeichnungen sind Bilder der Menschen in seiner Geworfenheit, seiner condition humaine. Bilder einer Ganzheit, die vor lauter Zerrissenheit ächzt und knirscht. Das Leben tut weh. Das Leben ist ein Kreuz. Aber Saxers Kreuz in seinen Zeichnungen ist in sich, innerhalb seiner starren Achsen, voller Dynamik.  (Zitat Simone Schaufelberger, Museum Lagerhaus) 

ALEKSANDR SCHUMOW
Nikolaj, Ljscha, Kostia, Petr und Katja sind nur einige der unzähligen Portraitierten in Schumows Universum. Mit der ihm eigenen Art und Ästhetik fängt er spontan und zauberhaft Momente aus seinen Begegnungen ein. Objekte und Memorabilien untermalen und bereichern die zum Teil skurillen Kompositionen in denen Menschen sich mit einer leichten und grosszügigen Freiheit bewegen.

STEFAN THIEL
Scherenschnitte von Männern in eindeutigen Positionen. Thiel wendet sich in seiner neuen Serie sexuellen Präferenzen zu, die im Grenzbereich liegen. In seiner reduzierten schwarz-weissen Ästhetik gelingt es Thiel eine Nähe herzustellen, die den Betrachter wohltuend aus der Rolle eines Voyeurs befreit.  

FRANZ WASSERMANN
‚Der Kuss’ ist eine alltägliche intime Handlung im öffentlichen Raum der Zuneigung, der Leidenschaft und des Begehrens.  Dieses Videotape von zwei sich küssenden Männern stellte den Ausgangspunkt der Kunstaktion Wassermanns dar. Durch die Projektion werden in der heterosexuell dominierten Gesellschaft Neugierde, Lust und Angst öffentlich gemacht, der alltägliche Voyeur ist jetzt Täter und Opfer. Was als allgemein schön empfunden wird, stösst hier an Grenzen und wird verdrängt und ausgeschieden. Wassermann geht es nicht um (eine andere) Ästhetik sondern um Ethik. Das Beharren auf der Reibung zwischen privater und öffentlicher Welt transportiert die irreduzible, unab-weisbare Erfahrung des Schmerzes. In ‚Kommen und Gehen’ küssen sich zwei Frauen: die Urenkelin und die Grossmutter. Diese mehrteilige Fotoserie thematisiert Frauen, die sich an einem Grenzpunkt begegnen. Das junge Mädchen, das in der Pubertät zu Frau wird, die Urgrossmutter, die am Ende des Frau-Seins steht. 

WERNER WIDMER
Eine harte, langwierige Arbeit: die Stickerei. In gebückter Haltung und mit kleinen Bewegungen entsteht Stich für Stich das gewünschte Bild – hier der Lust. Ganz im Gegensatz zum reinen Weiss der Leine präsentiert sich hier ein Mann in derber Aktion. Und was bei ihm in wenigen Minuten zum Ziel führen kann, dafür brauchte Widmer viele Stunden. Nun ist das Kissen gefüllt, mit echten Haaren, und bereit für den Gebrauch. Ob solch handfester Erotik, die entsprechenden Träume sich von selbst einstellen?