Temporär, momentan, vergänglich. Die Möglichkeiten eine Ausstellung zu erleben, sind endlich. Wer die Gelegenheit nicht packt, hat das Einsehen und die gewünschte Ausstellung ist schneller zu Ende als man denkt. Eine Retrospektive kann so gesehen einzelne Exponate, wenn auch nicht die ganze Ausstellung, aus der Vergangenheit in die Gegenwart befördern.
“Wir steigen nicht zweimal in denselben Fluss”, so Heraklit, der ein aufmerksamer Betrachter von Naturphänomenen war. In Ephesus konnte er die Wolken, den Himmel, das Meer und den Fluss Kaistros ausgiebig beobachten. Die Gleichzeitigkeit von Werden und Vergehen, seine Lehre von der Einheit der Gegensätze, ist vor allem am Himmel und den Wolkenbildern sichtbar. Gemäss Heraklit ist es erforderlich, wach zu sein, um die Rätselhaftigkeit des Kosmos zu verstehen, um die Doppeldeutigkeit dieser Welt, die doch die Eine ist, zu begreifen.
In der Flusslehre Heraklits offenbart sich die fortwährende Veränderung unserer Welt: Das Sein ist das Werden des Ganzen, ein ewiger Wandel, und der unaufhörliche Fluss ist die Einheit in der Vielfalt und die Vielfalt in der Einheit. Die Aussage “panta rhei” wird oft unvollständig zitiert. Richtig Sinn macht sie erst als Ganzes: “…kai ouden menei (alles fliesst und nichts bleibt).
…und nichts bleibt, so wie es war. Ein ewiger Wandel. Jeder Künstler, jede Ausstellung hinterlässt Spuren beim Betrachter, beim Künstler selbst und bei den Ausstellungsmachern. Keiner ist mehr der gleiche danach. Wir schauen mit neuen Augen, verstehen mit neuem Geist. Für Room 105 machen wir einen Zeitreise bis ins Jahr 2005 als die Galerie gegründet wurde. Springen nochmals in den Fluss und lassen uns mit wachem Auge treiben. Wohin, dass wird sich noch zeigen. Denn diese Ausstellung wird die letzte an diesem Standort sein. Aber nicht die Letzte – was fliesst, bleibt.