Thomas Krempke präsentiert in ‘Aussichten’ zwei Werkgruppen, die sich verblüffend gut ergänzen. Seinem fotografisches Tagebuch ‘Das Flüstern der Dinge’ wird die neue Fotoinstallation ‘Zur Aussicht’ gegenübergestellt. Während der Ausstellungsdauer findet eine Lesung mit Projektion zu ‘Das Flüstern der Dinge’ statt. Signierte Bücher stehen in der Galerie zur Verfügung.
Die Aussicht aus der schwarzen Box in der Galerie ist beschränkt und mutet fast wie ein Jagdstand in die benachbarten Gärten an. Wie bereits in ‘Das Flüstern der Dinge’ verbindet Thomas Krempke auch in ‘Zur Aussicht’ feinsinnigen Humor mit einer klaren Auffassungsgabe. Unauffällige Dinge des Alltags fängt er mit der Kamera ein, hebt sie hervor und hält den Finger drauf. Die Bilder, die er in den Wochen vor der Ausstellung geschossen hat, hängen in der Box: kleine Zeitdokumente, Geschichten, Anekdoten des Alltags. ’Zur Aussicht’ steht auf der Box in der Galerie und beim Eintreten wird bewusst, was damit gemeint ist. Die Öffnung in der Wand gibt den Blick in die nähere Umgebung frei – doch meistens passiert nicht viel. Der Rasen ist neu: betreten verboten. Der Spielplatz wartet noch auf die neuen Spielkinder. Es ist ruhig. Je nach Wetter, alles in Ordnung. Und doch schleicht sich da ein Gefühl der Unruhe ein.
„Die Schrecksekunde ist ganz nah an der fotografischen Wahrnehmung: Eine kleine Anzahl klar unterscheidbarer unbewegter Einzelbilder, während des Sturzes im Gedächtnis festgehalten. Die Fotografie gab es in unseren Köpfen schon, bevor sie erfunden wurde. Sie entspricht der Wahrnehmung im Zustand des Schocks, wenn das Gehirn sich in höchstem Alarm befindet und nur noch einzelne Bilder aufnehmen kann. Der fotografische Moment. The decisive moment. Vielleicht speichern wir im Moment des Sterbens ein solches letztes Einzelbild dieser Welt? In der Kriminologie existierte ja eine Theorie, die Optografie, die davon ausging, dass sich das Bild des Täters in den Augen des Opfers einbrenne und man lediglich eine Methode finden müsse, des Bildes auf der Retina habhaft zu werden, damit der Mörder identifiziert werden könne. Klick! Der Bruchteil einer Sekunde. Schreckgeweitete Augen. Der flüchtige Rest eine Bildes in den Augen des Opfers. K L I C K !“
Thomas Krempke Thomas Krempke lebt und arbeitet in Zürich. Er besuchte die Fotoklasse an der Kunstgewerbeschule Zürich. Nach dem Studium führte Thomas Krempke Regie oder Kamera für zahlreiche Filme. Seit 1999 ist er in der Post-Produktion für Kinofilme tätig. 2008 begann er mit der Arbeit an “Das Flüstern der Dinge”, welches 2017 im Patrick Frey Verlag in Buchform erschienen ist.