GUTE AUSSICHTEN

JUNGE DEUTSCHE FOTOGRAFIE 2015/2016
12. März 2016 – 30. April 2016

’gute aussichten – junge deutsche fotografie’ kommt zum ersten Mal in die Schweiz.

2004 gründeten Josefine Raab und Stefan Becht den inzwischen renommiertesten Wettbewerb für junge Fotografen: Abschlussarbeiten aus allen Fotografie Studiengängen Deutschlands werden in den Wettbewerb geschickt und durch eine namhafte Jury (Andreas Gursky, Juergen Teller, Ulrich Seidl, u.a.) beurteilt. Die Nominierten werden anschliessend national und international in verschiedenen Ausstellungen der Öffentlichkeit vorgestellt. Das Haus der Photographie, Deichtorhallen Hamburg zählt seit Jahren zu einem dieser Ausstellungsorte. Aus 104 Einreichungen von 36 Institutionen wurden für 2015/2016 neun Arbeiten ausgewählt: Aras Gökten, Lars Hübner, Felix Hüffelmann, Kyung-Nyu Hyun, Kolja Linowitzki, Jewgeni Roppel, Gregor Schmidt, Kamil Sobolewski und Maja Wirkus.

Zur Ausstellung
ist ein Katalog erhältlich.

‘Quo vadis Welt? – Reflexion und Utopie’

Wir alle kennen sie, jene Vision einer zukünftigen Welt, die der britische Schriftsteller Aldous Huxley 1932 unter dem Titel 'Brave New World' publizierte: Alle Menschen leben, gentechnisch manipuliert, zufrieden und glücklich als 'Alpha-Plus-' oder 'Epsilon-Minus'-Tierchen in einer festgelegten Hierarchie und in einem gesicherten Rahmen, dessen Regeln von allen unabdingbar einzuhalten sind. Überwachung ist allgegenwärtig und reicht bis in die intimsten Sphären eines jeden Lebens. Als Belohnung für Bespitzelung und autoritäre Bevormundung winkt grenzenloser Konsum. Und die Droge 'Soma' versüsst all das, was verschwunden ist aus dieser schönen, neuen Welt. 

Seit Beginn des 20. Jahrhunderts ist die Technik der primäre und stärkste Taktgeber für industriellen und gesellschaftlichen Wandel. 'Die Grenzen des Wachstums', wie sie bereits in den siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts lebhaft diskutiert wurden, sind dabei längst überschritten worden. Die Fakten und Herausforderungen, denen sich die heutige und zukünftige Generationen stellen müssen, sind: Migration, Klimawandel, Globalisierung, eine wachsende Weltbevölkerung bei ungleicher Verteilung von Nahrung und Gütern, die maximale Ausnutzung aller Ressourcen, der Kampf um Rohstoffe und geopolitische Einflussnahme. Die zukünftige 'Reiseroute' ist dabei alles andere als linear und vorhersehbar. Der grosse Plan scheint noch in weiter Ferne und es stellt sich bei allem Fortschritt die Frage nach Ethik und Moral und ob das Mögliche der Welt auch wirklich dient und sie es braucht.

Die grosse, in allen Winkeln der Welt spürbare Frage, wohin die Reise geht, ist in diesem Jahr der Grundton, in dem alle Arbeiten der neun gute aussichten-Preisträger 2015/2016 schwingen. So polyphon die einzelnen Melodien hier auch erklingen mögen, ergibt sich in der Zusammenschau doch ein Konzert, das in individuellen Verästelungen der grundsätzlichen Frage folgt: Wie geht es weiter, Welt? Dem bekannten Topos 'panta rhei' (dt. 'alles fliesst') setzen die diesjährigen Preisträger konkrete Überlegungen und Entwürfe entgegen.

Josefine Raab

Die neun Preisträger/innen von gute aussichten 2015/2016 und ihre Arbeiten: 

Aras Gökten | Arkanum | Ostkreuzschule für Fotografie Berlin
Aras Gökten zeichnet in seiner Serie 'Arkanum' Ansichten urbaner Räume, die ebenso perfekt wie unbewohnbar und kalt anmuten. Diese Bilder entspringen mit einer einzigen Ausnahme nicht den Entwurfsprogrammen von Architekten oder Städteplanern, sondern sind ausschliesslich im Fokus von Göktens Kamera entstanden.

Lars Hübner | Nothing to Declare | Kunsthochschule Berlin – Weissensee
Mit Lars Hübner reisen wir nach Taiwan.  In 'Nothing to Declare' zeichnet Hübner Bilder, welche die taiwanesische Mischung zwischen uralter chinesischer Tradition und westlicher Moderne sowie die vielfältigen Einflüsse des übermächtigen Nachbarn aufzeigen.     

Felix Hüffelmann | The Dark Side of the Moon | Fachhochschule Bielefeld
Ganz andere Fragen wirft Felix Hüffelmann mit 'The Dark Side of the Moon' auf. Es geht um das Thema Überwachung, deren Institutionalisierung und Missbrauch erst mit dem Whistleblower Edward Snowden ins öffentliche Bewusstsein gedrungen ist.

Kyung-Nyu Hyun | Nahrungsaufnahme | Kunsthochschule für Medien Köln
Kyung-Nyu Hyun entwirft in ihrer 812 Aufnahmen umfassenden Konzeptarbeit 'Nahrungsaufnahme' ein amüsantes wie zugleich Besorgnis erregendes Bild: Ein Jahr lang dokumentierte sie täglich ihr Essen per Handykamera.
 
Kolja Linowitzki | Digits of Ligh | Universität der Künste Berlin
Ein vollständig neuartiges Territorium betritt Kolja Linowitzki mit seiner Arbeit 'Digits of Light'. Er sucht nicht nur das neue 'Bild', experimentiert mit Licht und fotografischem Material, sondern entwickelt kurzerhand sein eigenes Produktionsmittel: eine Bilderzeugungsapparatur.
 
Jewgeni Roppel Magnit | Fachhochschule Bielefeld
Utopien und neue Lebensentwürfe haben zu allen Zeiten Konjunktur. Für seine Serie 'Magnit' ist Jewgeni Roppel der Spur einer solch legendenhaften Verheißung in den Westen Sibiriens gefolgt.
 
Gregor Schmidt | Waiting for Qatar | HTW, Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin
Ganz klar nach vorne und in eine blendende Zukunft blickt das arabische Emirat Katar. Gregor Schmidt hat für 'Waiting for Qatar' das Land bereist und seine Fotografien sprechen von Macht und Ehrgeiz, von der arabischen Vorliebe für Rennpferde und alles, was prestigeträchtig ist, aber auch von Gastarbeitern und Militärparaden im großen Stil.
 
Kamil Sobolewski | Rattenkönig | Ostkreuzschule für Fotografie Berlin
Kamil Sobolewski begibt sich zum Finden seiner Bilder auf eine Reise ins Innere, auch wenn nicht wenige seiner Motive für den 'Rattenkönig' beim Unterwegssein entstanden sind. Die kleinen schwarz-weissen Formate zeigen eine metaphorische Reihung unterschiedlicher Gefühls- und Bewusstseinszustände, in denen es augenscheinlich um existenzielle, grundsätzliche Fragen geht.
 
Maja Wirkus | Praesens II Präsens | Kunsthochschule Kassel
Maja Wirkus führt uns in ihrer Arbeit 'Praesens II Präsens' in abstrakte Gefilde. Ihr fotografisches Interesse gilt dem Raum als architektonischem Gebilde. Grundsätzlich verfolgt sie die Frage, wie und unter welchen Bedingungen Raum entsteht und wie dieser in ein fotografisches Abbild übertragen werden kann.

Ausstellungsdauer

12. März – 30. April 2016

Eröffnung:
Samstag, 12. März 2016, 15–20 Uhr

15 Uhr
Eröffnung Ausstellung

16 Uhr
Begrüssung
Haussuppe
Bürli von Bäcker Bisegger

18 Uhr
Einführung durch Josefine Raab
In Anwesenheit der Künstler

Sonntag, 13. März 2016, 11–16 Uhr

Langes Wochenende:
Samstag, 9. April 2016, 11–21 Uhr
Sonntag, 10. April 2016, 11–16 Uhr

Öffnungszeiten:
Mi, Do, Fr 14–18 Uhr
Sa 11–16 Uhr
und nach Vereinbarung