Othmar Eder

AM GARTEN VORBEI
24. Mai 2013 – 6. Juli 2013

WIDMER+THEODORIDIS contemporary freut sich, den Thurgauer Künstler Othmar Eder mit der Ausstellung ‘Am Garten vorbei’ zu begrüssen. 

Nach ‘Über die Berge’, ‘Durch den Wald’ und ‘An den Fluss’ ist dies der vierte Teil einer Reihe, die mit ‘In die Stadt’ einen Abschluss finden wird. Gezeigt werden neue Graphitzeichnungen und Videoarbeiten. 

Den thematischen Brückenschlag zum Ausstellungstitel hat sicherlich die Schildkröte im Video ‘Sommer’ gemacht, den Eder schon vor einem Jahr in der Gruppenausstellung ‘Men at Work’ zeigte. Die unendlich langsame Kamerafahrt auf Schildkrötenaugenhöhe durch Eders Garten war unerwartet amüsant und spannend zugleich – und das, obwohl sich im Video eigentlich nichts ereignet. Allein die Änderung der Perspektive verwandelt das unscheinbare Gras von einer planaren Fläche in ein dreidimensionales Territorium, das es zu erkunden gilt. Wie eine beiläufig und banal wirkende Landschaft plötzlich zu einem Tatort werden kann, hat schon David Lynch in ‘Blue Velvet’ gezeigt. Eder beendet seine Spurensuche jedoch ohne Fundstück.

Die neueste (zweiteilige) Zeichnung ‘Der Dritte Mann’ wirkt auf den ersten Blick wie ein zufälliger Schnappschuss. Auf dem einen Bild ist der Mann da, auf dem anderen, sonst identischen Bild, ist er weg. Durch das Weglassen und die gleichzeitige Verdoppelung des Hintergrunds kreiert Eder eine zeitliche Abfolge und somit eine Dynamik, die den Betrachter aus der unbeteiligten Distanz zum ungewollten Zeugen macht. 

Was am Anfang dieser Ausstellungsreihe wie ein statischer Zustandsbericht der alpinen Landschaft aussah (‘Über die Berge’), scheint sich nun zu einer Kamerafahrt durch ein trügerisch ruhiges Gebiet an der Peripherie des Schönen zu gestalten. Die fröhlichen Distelfinken und die Floridapalme können nicht hinwegtäuschen – die Idylle flimmert nur an der Oberfläche. An unspektakulären Bilddetails, wie den Einschusslöchern an der Wand oder den aus dem Bild gechnittenen Personen, lässt Eder so Brüche und Abgründe unserer Lebensgemeinschaften erkennbar werden. ‘Am Garten vorbei’ ist kein romantischer Spaziergang – und der gefallene Zwerg auf der Einladungskarte macht kein Nickerchen. 

Othmar Eder erweist sich einmal mehr als genauer Betrachter mehrschichtiger Geschichten. In ‘Flugzeug mit Vogelschwarm’ legt er zwei einzelne Handlungen übereinander und friert die sich anbahnende Katastrophe ein. Zarte Äste umranden die Szenerie, deren Ausgang angedeutet, aber während das Flugzeug sprichwörtlich in der Schwebe verweilt nicht aufgelöst wird. Doch noch geschafft? Vorbei am Garten und auf dem
Weg in die Stadt?