Franz Wassermann

TATENTRÄGER | DIE
EHRE DER KATHARINA
25. August 2006 – 30. September 2006

WIDMER+THEODORIDIS contemporary eröffnet mit dem österreichischen Künstler Franz Wassermann die neue Saison. In seiner ersten Ausstellung in der Schweiz zeigt der Künstler die neusten Werke aus der Reihe ‚Tatenträger‘ und ‚Existenz‘. Mit der ausgezeichneten Videoarbeit ‚I‘ bespielt  Franz Wassermann parallel dazu den Projektraum ‚Ehegraben‘.

Das Wort ‚Tatenträger‘ leitet sich von ‚Datenträger‘ ab und verweist praktisch, aber vor allem inhaltlich auf die nahe Verwandtschaft. Was sind Tatenträger? Welche Information tragen sie? Was bedeutet der Untertitel ‚Die Ehre der Katharina‘? 

Grace Kelly, Eminem oder der Papst sind nur einige der Persönlichkeiten, die Franz Wassermann dieses Mal plakativ für seine Zwecke benutzt: Mittels Klebestreifen zieht er vom Trägermaterial, wie Magazine oder Zeitungen, Spuren und Schriften ab und setzt diese ‚Datenträger‘ neu zusammen. 
Durch den Akt des Abziehens dieser Daten aus dem kollektiven Gedächtnis der Medien und dann subjektive Zusammensetzen, löst der Künstler die Bilder aus ihrem Kontext. Damit zeigt er vorher nicht sichtbare oder verloren gegangene Aspekte und Facetten auf. Aus Dekonstruktion wird Konstruktion und die Datenträger werden so zu Tatenträgern. 

Wie schon in früheren Arbeiten spielt Franz Wassermann auch hier virtuos und scharfsinnig mit den Mechanismen der Wahrnehmung und Verzerrung. Seine Figuren befreit er zuerst aus ihrer Rolle als Objekt, in welche sie durch die Medien gedrängt wurden und formt diese nun nackten Informationen. Dabei nutzt er bewusst das Instrumentarium der Medienwelt.

Mit dem Bezug auf Heinrich Bölls Erzählung ‚Die verlorene Ehre der Katharina Blum oder: Wie Gewalt entstehen und wohin sie führen kann‘ verweist Franz Wassermann auf Manipulation, Macht und Ohnmacht in der Medienwelt als auch überhaupt in der Gesellschaft. Heinrich Böll sagte in einem Interview zu ‚Katharina’: „Die Gewalt von Worten kann manchmal schlimmer sein als die von Ohrfeigen und Pistolen.“

In der Serie ‚Existenz‘ stehen Aussagen wie ‚Mein Körper ist eine Waffe‘ oder ‚Mein Körper gehört nicht mir‘ als Spruchband quer im Gesicht des Künstlers und scheinen förmlich eine Sprechblase zu bilden. Die Aussage ist mit einem Trademark-Zeichen versehen, wie es auch in der Werbung bewusst eingesetzt wird. Auch hier richtet Franz Wassermann sein Interesse auf das Thema der Instrumentalisierung von Bild und Wort, somit potenziert er das Thema Macht  und Ohnmacht. 

Franz Wassermann  wurde in Österreich vor allem mit seinem Projekt ‚Barbie und Ken sind HIV-Positiv‘ bekannt. Sein Video ‚I‘ wurde international gezeigt und ausgezeichnet. In ‚Schubhaft‘ besetzte er die Kunstinstitution Galerie im Taxispalais in Innsbruck. Für ‚Ikonen‘ versenkt er berühmte Kunst-werke (z.B. von Joseph Beuys) in mit Wasser gefüllten Plexiglasbehältern.